Freitag, 24. Februar 2017

Reinhard Haneld ist verstorben




von Reinhard Haneld


Wie SfA erst diese Tage erfahren hat, ist schon am 14. Dezember 2016 der deutsche Philosoph und Literaturwissenschaftler Reinhard Haneld im Alter von 64 Jahren unerwartet in Duisburg verstorben. Der Philosophiedozent setzte sich auch unter anderem intensiv mit der tauromaquia auseinander. Schon seit vielen Jahren verfolgte er interessiert die deutschsprachigen Portale, welche über die mundo de los toros berichteten, wie La Tauromaquia, das Andalusienforum und auch mit SfA stand er im Kontakt. Es war ihm ein Anliegen, die tauromaquia von der philosophischen Sichtweise zu beleuchten und so veröffentlichte das Portal La Tauromaquia im Jahr 2008 seine vielen aficionados de toros bekannte Taurosophie.
Reinhard Haneld (1952 - 2016)
„Seht her, dies ist der Mensch – er tötet, um zu leben; er tötet den Stier, dessen Kraft, Rasse, Mut und Wildheit er verehrt und liebt; er vollzieht das Opfer des Stieres und feiert das Leben, das ohne den Tod nicht fortdauern kann; er führt den Tod als lebensspendende Kraftquelle vor, spielt mit ihm, teilt ihn aus und riskiert ihn; das Handwerk des Tötens wird dabei nicht verharmlost und nicht beschönigt, sein Ernst und seine Ambivalenz werden nicht verschwiegen, sondern betont durch den Umstand, dass der Matador sich selbst in Lebensgefahr begibt und den eigenen Tod riskiert. Die Zeremonie hat etwas Poetisches, eine ästhetische Faszination und eine philosophische Aussage. Es konfrontiert die Zuschauer mit der vollen Realität des Todes und mit der unbeschreiblich vitalisierenden Erfahrung, am Leben zu sein.
 
Und für diese ernste, tiefgreifende, identitätsstiftende, kultivierende Erfahrung soll es nicht erlaubt sein, Tiere zu töten? Während rund um die Welt zu jeder Sekunde Tiere für die unsinnigsten, überflüssigsten, dümmsten Zwecke ums Leben gebracht werden? Ist Kultur ein weniger wertvolles Ziel als die weltweite Verfügbarkeit industrieller Hackbraten-Brötchen? Das mögen die Antitaurinos erst einmal erklären, – sofern sie denn bereit sind, in die Menschheit wieder einzutreten.“
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Quellennachweis:
Taurosophie, Reinhard Handeld, 2008

Donnerstag, 23. Februar 2017

Valencia: So viele Stierfeste wie noch nie!

 von Philip de Málaga


Historischer Rekord in der Region Valencia
Fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr!
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Obwohl die politischen, sozialistisch und links positionierten Seiten stets versuchen, die toros in der Region von Valencia in an die zwanzig Rathäusern verbieten zu lassen, erfreuten sich die so genannten festejos populares grösster Beliebtheit. Wie die Landesregierung in der letzten Woche verkündete, gab es 2016 in der Region Valencia 8.973 festejos taurinos. 731 Fiestas de toros mehr als im Vorjahr 2015!
Federführend, auch für ganz Spanien ist die Gemeinde Castellón mit ihren 172.000 Einwohnern und 4.688 festejos populares. Gefolgt von Valencia und Alicante
Auch wenn die feria taurina in Valencia zu den ersten grossen und populären Ferias mit den entsprechenden corridas in Spanien gehört, so sind es in den kleineren Gemeinden vor allem jene Stierfeste, wo sich die Bevölkerung auch an den Stieren üben darf. Die bekannten Bous al carrer zogen im letzten Jahr so viele aficionados an, wie in keinem Jahr zuvor. 
Die Stierfeste sind in Valencia sehr populär geworden (Foto: mundotoro, Alejandro Sánchez)
Der "Kampfmonat" ist der August. Allein schon deswegen, weil zahlreiche Besucher aus Madrid ihre Sommerferien dort verbringen. Dort kommt es dann zu Tagen, wo es allein nur in der Region Valencia weit mehr als einhundert Veranstaltungen mit den Stieren gibt. Wohlgemerkt, täglich! Die toros gehören in Valencia dazu. Sind ein Teil des traditionellen wie kulturellen Gedankengutes. Und sie werden von Jahr zu Jahr populärer.

Mittwoch, 22. Februar 2017

Der Torero Fran Rivera wurde in México Opfer eines Raubes




von Philip de Málaga


Dem Torero aus Spanien wurden in Mérida 
Gegenstände aus seinem Hotelzimmer entfernt
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Auf seiner Reise durch México machte der spanische matador de toros Francisco Rivera Ordoñez "Paquirri" einen Stop im Fünf-Sterne-Hotel Hyatt Regency in Mérida. Während seiner Abwesenheit wurde in seinem Hotelzimmer eingebrochen, der persönliche Hotelsafe geöffnet und einige Wertgegenstände entfernt. 
Der spanische Torero in einem mexikanischen Hotel in Mérida.
Die Hoteldirektion hält sich jedoch bedeckt, sie könnten nicht für den Diebstahl in die Verantwortung genommen werden. Der maestro aus Madrid ist enttäuscht, gar entsetzt über die Reaktion des Hotels und gibt seinem Frust via Twitter freien Lauf. Nicht der Diebstahl selbst, sondern das Verhalten der Nobelherberge sei nicht akzeptierbar, so der torero. Fran Rivera warnte vor diesem doch eher unsicheren Etablissement. In der Zwischenzeit haben sich schon bei Twitter andere Hotelgäste zu Wort gemeldet. Das Hyatt Regency in Mérida sei alles andere als eine sicherer Hotelbetrieb.
Obwohl sich diese kriminelle Handlung gegen jemanden aus der mundo  de los toros richtete, wird davon ausgegangen, dass hinter diesem Diebstahl nicht der sector antitaurino steht.

Dienstag, 21. Februar 2017

Der Polizei gewidmet




von Julián Velasco


Nach dem Bombenanschlag in Bogota fand am Nachmittag in der plaza de toros Santamaría die corrida de toros statt. Der Anschlag zeigte seine Wirkung und der kolumbianische coso füllte sich lediglich zu einem media entrada. Voller Emotionen der Beginn der ersten faena, wo der matador de toros  Sebastián Vargas vorher den Tod des ersten toros der kolumbianischen Polizei widmete.
(Foto: mundotoro, Julián Velasco)

Montag, 20. Februar 2017

Bombenanschlag auf die Tauromachie?




von Philip de Málaga


Ein Bombenanschlag in Bogota (Kolumbien)
fordert 31 Verletzte und einen toten Polizisten
Erreicht der Tierschutz eine neue politische Dimension?
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Enrique Peñalosa
Es war der Tag der letzten corrida de toros im kolumbianischen Bogota. Das Ende einer feria taurina welche in den vergangenen Tagen mit zahlreichen teilweise aggressiven Auseinandersetzungen mit antitaurinos konfrontiert war. Der Bürgermeister der Stadt Enrique Peñalosa verkündete noch per Twitter, dass die afición sich ganz unbeschwert der plaza de toros nähern könne, denn alle Demonstrationen des sector antitaurino seien verboten worden. Ein grosses Polizeiaufgebot sollte dieses Versprechen überwachen.

Und trotzdem kam es gestern am Sonntag um 10:30 Uhr vor der plaza de toros La Santamaría zu einer gewaltigen Explosion, wo 31 Personen verletzt worden sind, zwei von ihnen schwer, und ein Polizist ums Leben kam. Es sollte die Feria de la Libertad, das Fest der Freiheit werden und es wurde ein Fest geprägt von Angst und Gewalt.

Offizielle Stellen vermuten hinter diesem Anschlag die ELN-Guerilla (Ejército de Liberación Nacional), eine der letzten Widerstandskämpfer-Organisationen in Kolumbien, welche sich dem Willen der Regierung nicht beugen wollen. 

Gedanken werden zu Katalonien wach. Die tauromaquia wird zum politischen Spielball. Es geht weder um toros noch um toreros, schon gar nicht um die afición oder pasión, sondern die mundo de los toros wird zum politischen Spielball. Ein Kräftemessen der politischen Einflüsse, ein Tauziehen der einzelnen Interessenvertretungen und einer spielt da so gar keine Rolle, der toro selbst. 

Juan Manuel Soto
Dieser Anschlag sei ein Akt des Terrorismus gewesen, richte sich nicht gegen die mundo taurino, sondern gegen die Demokratie, liess Juan Manuel Santos, der Präsident von Kolumbien, verkünden. Und man werde alles in die Wege leiten um diese Terroristen zu fassen. Der Präsident sieht in diesem Anschlag einen Angriff gegen die Polizei, und dieses sei in jedem Fall zu verurteilen.

Trotz aller Gewalt gegen die mundo de los toros, sei es in Kolumbien, Spanien oder Frankreich, es ist auffallend zu beobachten, dass sich die seriösen Tierschützer auf ihren Webseiten in Schweigen hüllen. Kein Kommentar, keine Verurteilungen der Gewalt und keine Kritik an den diffamierenden Veröffentlichungen in den Netzwerken. Man bevorzugt es sich nicht zu äussern, denn letztendlich hilft es auch ihren Interessen.

Freitag, 17. Februar 2017

Vor dem Finale der Kampf




von Thomas Felix



Über Stierzucht in Portugal
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Bald beginnt wieder die Stierkampfsaison. Senior Grave züchtet im portugiesischen Alentejo die Tiere, die in den Arenen kämpfen werden. In der TAZ ist gestern über dieses Thema ein Artikel von Thomas Felix veröffentlicht worden.
(Foto: Dr. Andreas Krumbein)
LINK: Vor dem Finale der Kampf, TAZ, 16. Februar 2017

Dienstag, 14. Februar 2017

Das neue Gesicht der Malagueta




von Philip de Málaga


Der Kreistag der Stadt Málaga investiert 
in ihre Plaza de Toros vier Millionen Euro
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Schon im November hat SfA davon berichtet, dass die plaza de toros der südspanischen Metropole Málaga zu einem kulturellen Zentrum ausgebaut werden soll. Drei Monate später bekommt dieser Plan immer mehr Konturen und gestern stellte der Präsident des Kreistages Elías Bendodo in Anwesenheit des Bürgermeisters Francisco de la Torre die neuen Pläne vor: "Unser Ziel ist es, das die plaza 365 Tage im Jahr benutzt wird. Bis jetzt haben wir uns den Luxus erlaubt, über ein so beindruckendes Gebäude zu verfügen, welches sich in perfekter Lage befindet, und in welchem lediglich nur acht bis neun Mal im Jahr Veranstaltungen organisiert werden. Wir sind verpflichtet dazu, daraus einen höheren Gewinn zu erzielen".
Francisco de la Torre und Elías Bendodo bei der Präsentation des Projektes (Foto: Prensa Malagueta)
Die Lage der Malagueta, zwischen dem Gran Hotel Miramar auf der einen Seiten, der populären Hafenpromenade Muelle Uno auf der anderen, dem berühmten Plaza de la Merced (wo Pablo Picasso geboren ist) landeinwärts und der Hauptgeschäftsstrasse Calle Larios in unmittelbarer Nähe sei eine geradezu perfekte Location um zu einem kulturellen Zentrum aufzusteigen, welches das ganze Jahr über Verwendung findet. Trotz vielseitiger Verwendung, stehen die toros aber weiterhin im Vordergrund.
Die La Malagueta, befindet sich nur wenige Minuten vom Hafen entfernt. (Foto: Pablo González)
La Malagueta, ab 2019 das neue kulturelle Zentrum von Málaga.
Im Hintergrund die Kathedrale, nur zehn Minuten entfernt. (Foto: Dr. Andreas Krumbein)
Die plaza de toros von Málaga wurde von dem damals bekannten Architekten Joaquín Recoba (1844 - 1919) im Jahr 1874 entworfen und 1876 fertiggestellt. Hundert Jahre später, 1976 wurde es zum kunsthistorischen Bauwerk im Neomudéjar-Stil (wie auch die von ihm entworfene Markthalle von Málaga) deklariert, und 1981 zum nationalen Kulturgut (BIC). Und nun, nach 141 Jahren soll die Malagueta ein neues Gesicht bekommen.
So sehen in zwei Jahren die neuen Gänge um die plaza de toros von Málaga aus.
 (Foto: Prensa Malagueta)
Geplant sind Ausstellungsflächen, unter anderem soll dort auch das neue Centro de Arte de la Tauromaquia in Kombination mit dem museo taurino untergebracht werden, ein grösserer Gastronomiebetrieb und zwei Veranstaltungsräume (für jeweils 200 und 70 Personen). Kleiner Geschäfte wie Souvenirläden ergänzen das Angebot.  Sogar zwei Aufzüge werden installiert. Alle Flächen der plaza de toros sollen weitgehend Verwendung finden. 

(Foto: Prensa Malagueta)
Um das Projekt zu finanzieren stellt der Kreistag von Màlaga vier Millionen Euro zur Verfügung. Nach der grossen feria taurina von Málaga im Sommer diesen Jahres soll mit den Umbauarbeiten begonnen werden. Die Fertigstellung wird Ende 2018 erwartet. Die festejos taurinos sollen aber während der Umbauarbeiten nicht beeinflusst werden, mit anderen Worten toros wird es weiterhin geben. 

Zunächst einmal wird die komplette Aussenfassade restauriert. So wird die Aussenfassade mit einem neuen Beleuchtungssystem ausgerüstet, um die optische Attraktivität bei Dunkelheit zu fördern. Dann beginnt man mit den corrales, um ein besseres Wohlbefinden der toros zu gewährleisten. Schliesslich folgen die Umbauarbeiten im Inneren der plaza.
Eines der Kongresszentren (Foto: Prensa Malagueta)
Nur wenige Städte haben es bis jetzt verstanden aufzuzeigen wie es funktioniert. Die tauromaquia integriert im modernen gesellschaftlichen Leben. Die toros gehören dazu. Sie sind ein Teil der Normalität in der Gegenwart, welche in die Zukunft schaut. Die mundo de los toros ist eben mehr als nur eine Welt für sich. Das müssen auch die aficionados anerkennen, sie dürfen ihren Türen nicht verschliessen, oder versuchen mit Beschimpfungen über die antitaurinos ihre mundo taurino zu rechtfertigen, sondern mit einer offenen Politik die pasión auf die Mitmenschen übertragen. Die taurinos von Málaga haben dieses verstanden.
Málaga, eine geniale Stadt!

Donnerstag, 9. Februar 2017

Wieder einmal schockieren die Gegner von Stierkämpfen die Öffentlichkeit




von Philip de Málaga


Briefe mit Rasierklingen 

wurden an französische Taurinos gesendet
Auch die Medien sind empört über solches Vorgehen
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Wie weit geht der sector antitaurino um seine Interessen zu vertreten? Die Grenzen der Legalität wurden schon häufig überschritten. Hausfriedensbrüche, Brandstiftungen, öffentliche Beleidigungen wie Diffamierungen, Respektlosigkeit gegenüber Kulturgütern, Beschädigungen auf Friedhöfen und Denkmälern, Todeswünsche in Sozialen Netzwerken, Einschüchterungsversuche an die Adresse von aficionados bis hin zur masslosen Freude wenn toreros von toros schwer verletzt oder gar getötet wurden. Eine lange und längst nicht vollständige Liste, und trotzdem gelingt es dem antitaurinismo immer wieder noch einen drauf zu setzen. 

Seit letztem Freitag erreichten viele taurinos im benachbarten Frankreich, mittlerweile schon an die vierzig Briefe in dessen Inhalt rasiermesserscharfe Klingen wie für Teppichschneider versteckt waren. Diese verursachten beim Öffnen schwere Verletzungen, unter anderem ein tiefe Schnittwunde beim Schatzmeister des Französischen Observatoriums für taurinische Angelegenheiten. 
Briefe mit versteckten scharfen Klingen (links oben im Bild) im Inhalt
Die Briefe wurden verschickt an Persönlichkeiten aus der französischen mundo taurino. So auch an den bekannten empresario Simon Casas. Sein Anwalt hat unverzüglich juristische Schritte eingeleitet und bezeichnet den Vorgang der antitaurinos ziemlich eindeutig als "eine freiwillig geleistete und vorsätzliche Gewalttätigkeit, mit der Gefährdung oder Anwendung durch eine Waffe, einem Akt des Terrorismus gleichend!Auch der berühmte Ex-Torero sowie derzeit erfolgreiche Journalist der tauromaquia André Viard erhielt gleich zwei Schreiben mit gefährlichem Inhalt.
Sie erhielten unter anderem diesen ominösen Briefe:
Simon CasasAndre Viard,  Marco Leal und Julien Lescarret
Auch die toreros Juan Bautista, Marco Leal oder Julien Lescarret wurden angeschrieben. Ebenfalls ein Club von aficionados erhielt Post. Die Briefe gingen in die französischen Städte Arles, Nîmes, AlesBézier, Vic-Fezensac, Bayonne, Mont-de-Marsan und Bordeaux

Nachdem die Gendarmerie in dieser Angelegenheit schon am ermitteln ist, hat nun auch die Staatsanwaltschaft von Nîmes diesbezüglich in das Geschehen eingegriffen und ihre Tätigkeit aufgenommen. Es handele sich hier um einen terroristischen Akt gegen die Demokratie. Allein schon die Tatsache, dass die Klingen, ober- wie unterhalb des Briefes in ganzer Breite angebracht worden sind, um zu gewährleisten dass sich die Empfänger in jedem Fall schneiden, weisst auf einen kriminellen Akt hin. Auch die Erkenntnis, dass bisher alle Briefe an zwei verschiedenen Poststellen aufgegeben worden sind, und das beiliegende Schreiben "Abschaffung der corrida" lässt den Schluss zu, dass es sich hier eindeutig um einen organisierten und gezielten Angriff auf die französische mundo de los toros handelt.

Auch in den spanischen Medien stiess diese Vorgehensweise auf vehemente Kritik. Die grösste Mediengruppe Spaniens, Vocento, brachte es nicht nur in ihrer Madrider Hauptzeitung ABC sondern auch zahlreiche Lokalausgaben in verschiedenen Städten informierten ihre Leserschaft darüber.  
Der Sadismus der Stierkampfgegner
Bei der zweiten Überschrift, über den Sadismus der antitaurinos, stellt sich doch die Frage, hat dieser Sadismus etwas in einem demokratischen Europa zu suchen? Anders formuliert, dürfen Menschen in einer Demokratie, undemokratische gar illegale Mittel wählen, um jene Menschen zu verletzten oder zu beeinflussen, weil sie in einer Demokratie lebend, ihre demokratischen Rechte in Anspruch nehmen? Dabei sollte man nicht vergessen, dass die tauromaquia nicht nur in der Verfassung verankert, sondern auch zum Kulturgut deklariert worden ist. 

Weil jemand etwas Legales in Anspruch nimmt, wird er auf diese "kriminelle" Art wie Brandstiftung, oder jetzt jene bedrohlichen Briefe belästigt. Das ist kein politischer Widerstand, denn die Regierungen welche die tauromaquia unterstützen, wie Frankreich, Spanien oder Portugal, sind jeweils auf demokratischen Wege mehrheitlich vom Volk gewählt worden. Und um zum Kulturerbe zu werden, mussten die toros erst einmal zahlreiche politische Hürden überspringen, nebenbei bemerkt, auch auf dem demokratischen Weg. Mit Gewaltaktionen politische Barrieren in einer Demokratie zu verwenden, kann sicherlich nicht als der richtige Ansatz gesehen werden.

Ob man nun den antitaurismo als eine terroristische Tendenz bezeichnen kann, diese Erkenntnis überlasse man doch denjenigen, welche für die wissenschaftliche Ausarbeitung von Definitionen sich verantwortlich fühlen. Tatsache ist jedoch, dass sich viele antitaurinos rechtswidriger bis hin zu gewalttätigen Methoden bedienen um ihre eigenen Interessen zu vertreten. Eine andere Erkenntnis findet sich darin, dass es sich beim sector antitaurino eher um eine kleine Randgruppe handelt. Das sehen übrigens die vom professionellen Tierschutz nicht anders und distanzieren sich von manch solchen Gewaltaktionen. Mehr noch, in der Prioritätenliste der Tierschützer selbst dürfte der Stierkampf mit auf einer der letzten Stellen stehen. 

Mittwoch, 8. Februar 2017

Die Worte "Verbot" und "Kultur" passen nun mal nicht zusammen!




von Fernando Benzo


Auch die Welt der Zirkustiere gerät immer mehr 
ins Kritikfeuer der Tierschützer
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Gerade in diesen Tagen verkündete der Statssekretär des spanischen Ministeriums für Kultur, Don Fernando Benzo, das die Anwesenheit von Zirkustieren genauso zu schützen ist, wie am Beispiel, als die tauromaquia welche zum spanischen Kulturerbe deklariert worden sei. Er selbst sei kein grosser aficionado vom Zirkus, aber er hält den Standpunkt, wenn es sich dabei um eine traditionelle Veranstaltung handele, und der Zirkus gehöre nun mal dazu, dass so etwas automatisch verboten werden soll, nur weil Tiere teilnehmen, nur auf Ablehnung stossen kann.
Staatssekretär des Ministeriums für Kultur, Don Fernando Benzo
"Ich bin ein grosser Anhänger der Freiheit, und es ärgert mich zutiefst, dass kulturelle Veranstaltungen verboten werden sollen! Und es bringt mich dazu mich noch stärker zu engagieren wie eben für das Kulturerbe der tauromaquia!"

"So bin ich davon überzeugt, dass wir für jedes Kulturereignis, und da gehört der Zirkus dazu, nichts unternehmen sollten um es zu verbieten. Was man tun kann sind Kontrollen einzuführen um Missbrauch zu verhindern, aber die Worte "Verbot" und "Kultur" passen nun mal nicht zusammen!"

"Die Kultur muss sich in all ihrer Freiheit entwickeln können, und die Freiheit bewirkt, das die eigentlichen Verbraucher, die Konsumenten jener Kultur selbst entscheiden müssen, ob man auf diese Kultur verzichten soll."


Mittwoch, 1. Februar 2017

Muss man ein Torero sein, um etwas von dem Stierkampf zu verstehen?

Ab wann und mit welchem Wissen 
ist man ein richtiger Aficionado de Toros?
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von Philip de Málaga



Wer einen tieferen Blick in diese Fragen wirft, wird durchaus ihre Berichtigung darin erkennen. Besonders wird es interessant, wenn man sich hinterfragt, wie das denn zu denjenigen gehört, welche aus Ländern kommen, wo es keine toros gibt, wo keine Tradition der tauromaquia in den Wurzeln steckt. Haben überhaupt solche "Ausländer" das Recht sich für die mundo de los toros zu interessieren, sich gar dafür zu begeistern?

Oder wie ist es mit den Spaniern selbst? Der bekannte Stierkampf-Kritiker José Antonio del Moral schrieb selbst, wie schwer es sei sich der mundo de los toros zu nähern. Sie sei zu komplex, zu verschlossen, es scheint geradezu, dass es einige auch gar nicht wollen, dass man dieser mundo taurino zu nahe kommt. Zu viel über sie weiss. Zwar will man die tendidos in den plaza de toros füllen, aber man ist wohl dabei nicht bereit zu viel preiszugeben. Schon gar nicht über die finanziellen Angelegenheiten. Es sei denn man verdient nichts, vielleicht sogar ein Verlustgeschäft, dann geht man an die Öffentlichkeit. 

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"Man muss kein Kind sein, 
um Kinder zu mögen oder sie zu verstehen. 
Dasselbe gilt für den Stierkampf."
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Man muss kein torero sein, um von dem toreo etwas zu verstehen. Sich dem toreo zu nähern ist nicht nur das Schwingen von capa oder muleta, sondern im Bewegungsablauf selbst liegt der wahre Rausch, der sich wie im Spiegel, als Darstellung des Lebens reflektiert. Die mundo de los toros ist eine antike Tragödie die in der Welt der Gegenwart spielt. Das Bewusstsein, die Existentenz des unausweichlichen Todes ist wie in keinem anderen Schauspiel präsent. Eine Erkenntnis, ein Wahrnehmen, welches zur Wirklichkeit wird.  

Eine corrida de toros zu sehen, wie damals 1991 César Rincón in der spanischen Hauptstadt, gleich vier Mal, Momente der Ekstase, lassen einem im Nachhinein erst Wirklichkeit werden, wenn wir diese auch in Worte, in zeitliche Dokumente fassen können. Den Eindrücken einen bildlichen Nachlass als Zeugen der Apokalypse  schenken.  
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"Das mit César Rincón ist wie mit Gott zu reden . . .
... und Gott antwortet dir!"

Pepe Dominguín (1922 - 2003)
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Das Festhalten der Momente der puren Emotionen, wenn der duende das Rund der plaza de toros ergreift. Darin liegt die wahre Kultivierung der tauromaquia. Was wären die toreros im ruedo, ohne das Publikum in den tendidos? Was wäre eine media verónica ohne den intellektuellen Blick eines aficionado de toros? Jemand der die tauromaquia als Kultur sieht und vor allem auch in der Lage ist die kulturellen Werte zu erkennen.

Hier rennen nicht irgendwelche Bestien farbigen Tüchern hinterher, hier wird vibrierende Arte geschaffen. Kunst auf höchsten Niveau, weil sie so herzergreifend echt ist. 
Francisco Goya und Pablo Picasso
Was wäre die Tauromachie ohne sie? Goya und Picasso. Beide keine toreros und trotzdem schufen sie die prägendsten Momente der tauromaquia. Ihre famosen Bilderserien sind bekannt, keiner stellt sie in Frage, und selbst der antitaurinismo hat sie deswegen nicht an den Pranger gestellt. 

Jeder ist eingeladen dieser Welt zu begegnen. In der Gegenwart sind an die siebzig Millionen Menschen von ihr fasziniert, angetan und begeistert. Die mundo de los toros ist vielseitig, eröffnet immer wieder neue Momente der überraschenden Wahrnehmungen und reift zu einer philosophischen Droge des Lebens.

Und keine Hemmungen, man muss sich nicht mit einer capa einem toro stellen, um davon etwas zu verstehen, um diese Welt kennen zu lernen, ihr zu begegnen. Dem andalusischen Dichter, Denker und Dramatiker García Lorca wird abschliessendes Zitat zugeschrieben. Er war ein leidenschaftlicher aficionado de toros  aber ins ruedo ging er deswegen nicht.
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"Ich liebe die Stiere wie den Mond
je weiter weg, umso besser!"

García Lorca (1922 - 2003)
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Federico García Lorca (1898 - 1936)