Sonntag, 23. Oktober 2016

Wenn die Katalanen vom Stierkampf sprechen, meinen sie aber nicht die Stiere




von Patricia Gabancho


Die Nachricht von den toros erreichte auch die deutschen Medien. Während die spanische Presse schon von beginn es sehr sachlich wiedergab und von einem Überschreiten der Kompetenzen der katalanischen Landesregierung sowie die Verfassungswidrigkeit zum Ausdruck bracht, sah man es in dem deutschsprachigen Raum in den Überschriften ein wenig anders. Nämlich so, als ob es bald wieder corridas de toros in Katalonien geben würde.
Mittlerweile ist es aber längst kein Geheimnis mehr, dass diese Entscheidung bei der Katalanen auf grösstes Missverständnis bis hin zur Empörung gestossen ist. Und man will auch dieses Urteil einfach nicht umsetzen, damit das Verfassungsgericht gezwungen ist, weitere juristische Schritte in die Wege zu leite. Schritte die beim Europäischen Gerichtshof landen könnten, und wie es dann auch immer ausgehen würde, die tauromaquia oder gar die toros selbst, spielen bei dieser Entscheidung mit Sicherheit überhaupt keine Rolle. 

Die 1952 in Buenos Aires geborene Schriftstellerin Patricia Gabancho zog noch vor ihrem zweiundzwanzigsten Lebensjahr in die katalanische Hauptstadt, nach Barcelona. Dort verfasste sie zahlreiche Werke,  welche sich besonders mit der Kultur auseinandersetzen. Dabei galten ihre Herzensangelegenheiten stets den realistischen Auseinandersetzungen mit dem Leben in Barcelona. Da ist es nur selbstverständlich, dass bei einer solchen Betrachtungsweise auch die toros dazu gehören. Und ihre Haltung bezüglich Katalonien und der tauromaquia spiegelt wohl die Realität wieder.
"Die toros in Katalonien sind ein heikles Thema, denn da schneidet sich eine Tradition mit einer stolzen Identität. Die toros sind nun einmal ein spanisches Symbol, was aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass dieses die Gewalt in einer corrida rechtfertigt.

Die toros werden in Katalonien als ein Symbol für Spanien betrachtet und abgelehnt. Der Versuch die toros per Gesetz durchzubringen ist zum Scheitern verurteilt."

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Quellennachweis:

Choque de tradiciones, Patricia Gabancho, EL PAÍS 21.10.2016