Mittwoch, 13. Juli 2016

Nestle trennt sich von Mitarbeiter wegen Verleumdung im Netz




von Philip de Málaga


Erste Massnahmen zu den verbalen Attacken gegen den verstorbenen Torero
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Wie das Unternehmen Nestle an diesem Vormittag bekannt gab, haben sie sich von ihrem Mitarbeiter JPelirojo getrennt, der als Model für die Werbekampagne für die Eissorte Maxibon engagiert worden ist, weil dieser im Netz öffentlich, auf dem Portal Twitter, seiner Freude über den Tod eines Menschen zum Ausdruck brachte. Diese Freude bezog sich auf den am letzten Samstag in der plaza de toros von Teruel verstorbenen torero Víctor Barrio.
Werbung von Nestle für das Eis Maxibon
"Ich sage die toreros sind Folterknechte und Mörder 
und sie sagen ich soll es zurücknehmen. 
Es stimmt, und man sollte hinzufügen, 
diejenigen denen es gefällt zuzuschauen, ebenfalls."
"Und man sollte die corridas de toros nicht nur verbieten,
 sondern man sollte auch diejenigen verurteilen, 
welche foltern und töten. Gefängnis für die toreros. JETZT."

Als Folge dieser demütigen Kommentare, forderten zahlreichen Schreiben aus der mundo taurino  Nestle auf, sich von diesem jungen Mann für die Werbekampagne Maxibon zu trennen. Da das Unternehmen vorerst zurückhaltend reagierte, regten in den Netzwerken viele taurinos an, den Kauf von Produkten von Nestle zu boykottieren. Immerhin bekennen sich in Spanier fünfzehn Millionen Menschen zu den toros. Immerhin fast zwanzig Prozent der Bevölkerung. Der Flut an Kritik ausgesetzt reagierte Nestle heute morgen gegen 12:30 Uhr:
"Nestle hat sich entschieden, dass JPelirojo nicht mehr das Bild der Werbekampagne von Maxibon prägen wird, weil er Freude über den Tod eines Menschen zum Ausdruck gebracht hat"

JPelirojo ist nicht der einzige Autor, der mit Hasstiraden gegen den Tod des matador de toros Víctor  Barrio öffentlich in sozialen Netzwerken wetterte. Dies wird mit Sicherheit auch kein Einzelfall bleiben, denn wie SfA schon berichtete wurden in mehreren Fällen Untersuchungen in die Wege geleitet. Zu zwei Anzeigen ist es bis zum jetzigen Zeitpunkt gekommen. 

Rechtliche Schritte werden in die Wege geleitet




von Philip de Málaga


Die Fundación Lidia del Toro, die Staatsanwaltschaft, die Guardia Civil 
und die spanische Presse sind empört über diese öffentliche Hetzkampagne 
und reagieren
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Spanien scheint schockiert über diesen noch nie dagewesenen Shitstorm. Er gehe bei weitem über die Thematik der mundo de los toros und alles was damit zu tun habe, hinaus. Sachlichkeit wird durch emotionale und persönliche Attacken ersetzt, wobei man bewusste Menschen diffamieren möchte. Demokratisches Gedankengut würde hier mit Füssen getreten, meistens aus einer bestimmten Anonymität heraus. 

Die Fundación Toro de Lidia erhebt Anklage

Wie schon am Montag angekündigt, leitete die Fundación Toro de Lidia erste rechtliche Schritte gegen einige Verfasser verschiedener Kommentare und Tweeds in die Wege, welche "die Ehre, die Würde und das Andenken" des verstorbenen toreros Víctor Barrio attackieren.  Dieses verlange ein klares juristischen Vorgehen. Gegenwärtig würden weiterhin solche Verleumdungen ins Netz gestellt, und man prüfe derzeitig, welche rechtlichen Mittel hier anzuwenden seien. Aber auf der Pressekonferenz wurde klar dargestellt, dass man alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen werde, denn hier wird ganz eindeutig ein Gruppe diffamiert, welche nicht nur legalen Aktivitäten nachgehe, sondern sich auch an die Gesetzgebung halte.

Es liege hier eindeutig ein Angriff auf die Würde des Menschen vor. Das Veröffentlichen von Verleumdungen sei eine ernst zu nehmende Straftat, besonders wenn dabei Hass geschürt wird, welcher weit über die mundo taurino hinausgehe.

Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen

Consuelo Madrigal
Wie in Valencia Generalstaatsanwältin Consuelo Madrigal die Presse informierte, werde man auch in der Staatsanwaltschaft diese Vorgänge prüfen, in wieweit eine Strafverfolgung im Sinne der spanischen Verfassung in die Wege zu leiten ist. Zwar könne man noch nicht sagen, ob kriminelle Delikte vorliegen, denn dazu muss man die einzelnen Vorgänge in ihrer Gesamtheit erst analysieren. Es könnten aber durchaus mögliche Delikte aus Hass und Drohungen gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe vorliegen. Zwar finden sich in einigen Tweeds alarmierende Äusserungen, weshalb sie aber noch keine Straftat darstellen.

Guardia Civil untersucht verschiedene Tweeds

Arsenio Fernández de Mesa
Auch die Guardia Civil hat Untersuchungen eingeleitet, um den Inhalt zu analysieren, welcher nach der cornada des toreros Víctor Barrio in das Netz gestellt worden sind. Wie der General Direktor der Polizeieinheit Arsenio Fernández de Mesa mitteilte, sind solche "Hassverbrechen" zu erkennen sowie zu bestrafen, und selbstverständlich werde die Guardia Civil in dieser Richtung alles unternehmen. Er fügte hinzu, dass es dabei völlig ohne Bedeutung sei, welche Meinung einer von der fiesta de los toros habe, aber solche erniedrigende Kommentare, welche den Hass schüren, könne man nicht zulassen. Im Allgemeinen stellte er fest, dass die Sozialen Netzwerke überhaupt häufig dazu benutzt werden um Menschen zu demütigen und zu verletzen.

Die spanische Presse stellt sich geschlossen gegen diese Provokationen

Ob nun die grössten spanischen Tageszeitungen wie EL PAÍS oder EL MUNDO, die konservative ABC oder Wirtschaftszeitungen wie La Gazeta, alle stellen sich geschlossen gegen diesen Shitstorm. Vor allem empören sich die Medien über die Anonymität der Verfasser. Die tauromaquia ist in der spanischen Demokratie zum patrimonio cultural inmaterial deklariert worden. Taurinos nehmen ein Recht in Anspruch, welches ihnen nach einer demokratischen Verfassung zugestanden wird. Nicht mehr und nicht weniger. Die grösste spanische Sportzeitung, MARCA, mahnt die antitaurinos, dass es nicht der richtige Moment sei, den Tod des toreros Víctor Barrio zu einer Hetzkampagne gegen die tauromaquia zu instrumentalisieren:
Der Tod von Víctor Barrio, Schmerz und Wut
Es ist der Moment den toten torero zu ehren und zu sagen: 
Genug! mit den vielen Gemeinheiten.