Montag, 18. April 2016

Jubel in der Maestranza: Morante

José Antonio Morante de la Puebla am 15. April 2016
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von Torodora Gorges



Zwei Jahre - 2014 und 2015 - blieb Morante der Maestranza  fern.  Er hatte seine Gründe, die nicht alle verstanden. Sevilla entbehrte ihn schmerzlich. Anstrengungen ihn zu ersetzen, liefen ins Leere. Die Morantistas schwankten zwischen depressiver Trauer und sehnsüchtiger Hoffnung auf bessere Zeiten.

Die Erlösung 2016: Fünf Auftritte Morantes in dieser Saison waren in Sevilla angekündigt! - Grosse Erwartungen, die zunächst enttäuscht wurden. Ostersonntag und zwei weitere Nachmittage während der Feria de Abril verliefen ohne erwähnenswerte Höhepunkte. Gewiss, Morante zauberte mit der capa und auch der muleta einige künstlerische Details,  wertgeschätzte Pinselstriche seines Könnens, die seine Anhänger erfreuen. Morante war motiviert und wollte sein Publikum nicht frustrieren. Aber der duende ließ sich nicht blicken!

In den Blogs und Netzwerken wurde nur kurz berichtet. Die Morantistas wollen es auch nicht so genau wissen. Es reicht zu hören, dass die Stiere - die allerdings aus ganaderías seiner Wahl stammen - nicht der Arbeit des maestros entgegenkamen. Und dann noch der unselige Degen!

Andere toreros sorgten für Momente der Freude: Das Publikum der Maestranza konnte am  Mittwoch den indulto eines toro aus der ganadería Victorino Martín durch Manuel Escribano miterleben und feiern (SfA: Auf dem Weg in die Freiheit: Sevilla begnadigt einen Stier). - Am Donnerstag errang José Mari Manzanares, der in den vergangenen Jahren bereits als "Konkurrent" Morantes in der Rolle des "Prinzen von Sevilla" gehandelt wurde, eine Trophäe.  

Dann schliesslich der vierte Nachmittag für Morante de la Puebla: Freitag - el viernes de farolillos -  mit El Juli und dem jungen Talent Roca Rey! 

Die Maestranza im Rausch! Die absolute Stille der Ergriffenheit neben dem Taumel! Der duende hatte seinen Auftritt.



Sevilla erlebte - verspätet -  die lang ersehnte und erwartete Resurrección, die Wieder- Auferstehung ihres großen Sohnes, Morante, El Genio. . - "Obra de Arte, Kunstwerk",  "ein Torero im Zustand der Gnade versetzt die Menschen ins Delirium!", "embrujo - Verzauberung". Der kollektive Schauer von Glück wird beschworen und die Liebe als Himmelsmacht zitiert.  -    Es scheint, als würden selbst die Fotos und Videos von Morantes Körperhaltung und Ausstrahlung im Zusammenspiel mit dem toro zu inspirierten Kunstwerken.
Die Begeisterung überträgt sich nicht zuletzt durch die Netzwerke. Der Nachhall des frenetischen Jubels in der Maestranza  über Morantes überraschender pase de molinete mit der muleta reicht weit hinaus über Sevilla, Andalusien und Spanien in die "toro-fernen" Regionen der Welt. Diese Kostbarkeit bleibt in der Erinnerung.

Morante errang zwei Trophäen und damit die Puerta Grande von Sevilla. Er wurde auf Schultern in sein Hotel getragen.

Ich las vorhin, dass der tapfere Juan José Padilla, El Ciclón de Jerez, der einäugige Pirat, gestern, am Samstag, die Puerta de Príncipe geöffnet hat. Dazu bedarf es dreier Trophäen. Ich vermute, dass diese Leistung zwar ebenfalls angemessen bejubelt wurde. Aber ob sie mit dieser Nachhaltigkeit gewürdigt wird wie Morantes "Genialitäten"? - Ich bezweifle es.