Mittwoch, 16. September 2015

Wie finanzieren sich eigentlich die Antitaurinos in Spanien?

Fast alle Gelder fliessen aus dem Ausland
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von Philip de Málaga


Normalerweise ist es das Anliegen von antitaurinos parallel zu einer feria taurina verschiedene antitaurinische Aktivitäten zu starten. Internet-Kampagnen, Plakate, Flyer, Demonstrationen bis hin zu Aktionen in der plaza de toros während einer corrida. Nicht zu vergessen die hinzukommenden juristischen Ausgaben wie für Anwälte oder finanzielle Verurteilungen. Zwar halten sich die Kosten dafür in Grenzen, müssen aber trotzdem finanziert werden.

Obwohl die toros in erster Linie sich als eine spanische Kultur und Tradition verstehen, werden die Aktivitäten gegen die tauromaquia weitgehend vom Ausland unterstützt und auch finanziert. Das man eine solche internationale Einmischung zum Thema nationaler Kulturgüter in Frage stellen kann versteht sich von selbst.

André Viard
Der Präsident des Observatorium für taurinische Kultur André Viard stellte fest, dass die animalistische Lobby auf globalen Level mehrere hundert Millionen Euro bewegt. Oft auf nicht transparenten Wegen. Wenn man sich die Organisatoren der Aktionen oder gar deren Teilnehmer betrachtet, sehen sie nicht gerade aus, als ob sie selber über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen. Und in der Tat können sie es nicht selber finanzieren. Also stellt sich die Frage, woher kommen die Gelder?

Die Antwort ist einfach: Vorwiegend aus dem Ausland. Auch der antitaurinismo funktioniert wie eine Lobby. Eine internationale Lobby welche die Gelder nach Spanien fliessen lässt um alles bezüglich der toros zu boykottieren. In welcher Form auch immer. Und da gibt es einige Organisationen:

Da wäre die in Utrecht angesiedelte niederländische CAS International mit immerhin 14.000 Mitgliedern. Nicht nur in Spanien sind sie aktiv, unter ihrer Präsidentin Patricia Gómez vor allem auch in Kolumbien mit 23 Unter-Organisationen welche gegen die toros operieren. In den letzten fünf Jahren sind 1,4 Millionen Euro geflossen, um Aktivitäten gegen die tauromaquia zu organisieren. Laut der La Economía del Toro investiert CAS jedes Jahr in Spanien 25.000 Euro in Veranstaltungen antitaurinos, 4.000 Euro in Demonstrationen und 60.000 Euro in Kampagnen der Kommunikation antitaurina. Allein im Jahr 2013 flossen 228.000 Euro in Aktivitäten um ein Verbot der tauromaquia zu erreichen bzw. Kampagnen gegen die mundo de los toros in Bewegung zu setzen. Die Transaktionen wurde bisher über drei Bankinstitute abgewickelt: Von den niederländischen Kreditinstituten Tiriodes Bank und ING Direct sowie der belgischen KBC Bank.
Hier fliessen die Gelder nach Spanien
Ebenfalls auffallend stark involviert in der Arbeit gegen die arte und cultura taurina ist die Fondation Franz Weber (kurz FFW). Im Gegensatz zur CAS hat sich dieses Fondation im Allgemeinen auf den Schutz von mehreren Bereichen konzentriert. Im Sektor Tierschutz ist die Forderung nach der abolición de los toros einer unter zehn Kampagnen. Bekannt wurde im Sektor antitaurino diese Organisation vor allem durch ihren Schauprozess unter dem angeblichen Hintergrund der Vereinten Tiernationen (United Animal Nations, um einen fälschlichen Vergleich zu den Vereinten Nationen zu transmittieren), und ihrem Schreiben an die katholische Kirche, mit dem Hinweis, dass die päpstliche Bulle aus dem Jahr 1567 angeblich immer noch Gültigkeit habe (Warum die katholische Kirche den Stierkampf nicht verbietet), ein Tatbestand, welcher definitiv nicht der katholisch-juristischen Wahrheit entspricht. Welcher Geldfluss allerdings die FFW für den Kampf gegen die tauromaquia einsetzt ist weitgehend unbekannt.

Auch in Katalonien gibt es eine antitaurinische Plattform mit dem Namen PROU. Sie setzte sie sich vor allem für ein Verbot des corridas in Barcelona ein und ist der Initiator der Unterschriftenliste mit immerhin 180.000 Unterschriften. Und der Einsatz schien erfolgreich, denn auf politischer Ebene konnte in der Tat ein Verbot der gerade mal sieben corridas in Barcelona erwirkt werden. Denn die festejos populares gibt es weiterhin. Nur auch hier, obwohl sie mit anderen Organisationen wie Galicia Mellor Sen Touradas, Bullfighting Free Europe und anderen kooperiert, laut La Economía del Toro ist bei den Finanzen nicht ein Minimum an Transparenz zu erkennen.

Spontan ist auf dem Logo nicht zu erkennen, ob es hier Pro oder Contra ist. Auf europäischer Ebene versucht es die von Caroline Waggershauser gegründete Torolobby. Ihr Ziel ist klar definiert: Sie wollen die Europäische Union dazu bringen sich für ein europaweites Verbot für Stierkämpfe einzusetzen. Nach dem völlig gescheiterten Versuch 2007 mit einer Schriftlichen Erklärung, welche bei 73 Prozent der Abgeordneten keine Zustimmung fand, geht man es jetzt eine Idee professioneller an. Ganz nach dem Motto, haben die taurinos eine Lobby bilden wir eben auch eine Lobby mit prominenten Gesichtern unter den Unterstützern. Man beauftragten sie Experten im EU-Recht, die Kanzlei Alber & Geiger,  um die Angelegenheiten der Torolobby vor allem bei der EU zu vertreten. Für diesen Einsatz erhält die Kanzlei jährlich 300.000 Euro.

PETA ist wohl mit an die drei Millionen Unterstützern die grösste Tierrechtsorganisation. Aber in Sachen abolición de los toros auffallend untätig. Ausser ihrer jährlichen Demonstration der Halbnackten beim San Fermín, und das natürlich nur aus werbemässigen Motiven, schaut ja schliesslich in diesen Tagen die ganze Welt nach Pamplona, ist sie wenig aktiv. Ein wenig Halbwahrheiten auf ihren Webseiten und das war es schon. Obwohl man versucht, zum Beispiel die Berichterstattung in den anderen Ländern zu boykottieren, was SfA ja im Falle PETA Deutschland schon zu spüren bekam (SfA: Mehr Rechtssicherheit für die mundo de los toros).  Aber Gelder in Richtung Spanien um sie gegen die tauromaquia einzusetzen, fliessen hier nicht viel.

Fazit: Um die mundo de los toros in Verruf zu bringen, die taurinos zu kriminalisieren, kurz, um eine abolición de los toros zu erreichen fliesst reichlich Kapital. Hauptsächlich aus dem Ausland. Dass dabei auch letztendlich der spanische Steuerzahler, auch europaweit, teilweise dafür aufkommen muss, nimmt man gerne in Kauf und verschweigt es selbstredend. Und wir sprechen hier von den Kosten der Gegenwart! Bleibt die Frage und was geschieht danach?
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"Ein europaweites Verbot der tauromaquia
würde für Europa ein teurer Spass werden!"
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Was ist wenn es zur Verwirklichung der Vision eines Verbotes der toros in Europa kommen sollte? Da entsteht erst einmal bei den Finanzämtern der Regionen taurinos ein grosses Loch. Wer übernimmt Verantwortung für diese und andere Kosten, wie die vielen neuen Arbeitslosen (weit über 100.000), die ganaderías, die ökologischen Landschaften usw.? Auffallend ist hierbei, dass weder die spanischen noch europäischen Politiker und schon gar nicht die antitaurinos nur annähernd eine Idee haben, wie man mit einer solchen Situation umzugehen habe.

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Quellennachweis:

Mediengruppe VOCENTO, September 2015