Freitag, 28. August 2015

Die Stiertreiben nehmen zu ... die Toten auch




von Philip de Málaga


Die Zahl der Stiertreiben in Spanien nimmt deutlich zu
Auch an Verletzten und in 2015 gab es schon elf Tote
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Sie gehören zu den so genanten fiestas populares. Die encierros. Die Stiertreiben. Jene Veranstaltungen, wo die toros durch die Strassen getrieben werden, und jeder der Lust und Laune hat, darf sich ihnen entgegenstellen oder mit ihnen laufen. 

Sie gehören jedes Jahr einmal ins Strassenbild zahlreicher Gemeinden: Die Stiere
Ein gefährliches Unternehmen, ein geradezu blutiger taurinischer Cocktail. Denn zum einen sind die Beteiligten während der encierros gut angetrunken, irgendwo muss der Mut ja herkommen, nicht selten nach einer durchgefeierten Nacht, finden jene Treiben in der Regel in den frühen Morgenstunden  statt. Zum anderen fehlt es ihnen an Erfahrung im Umgang mit den Tieren. Sie sind einfach nicht in der Lage die Gefahren einzuschätzen. Und allein schon in diesem Jahr führten diese Veranstaltungen zu vier Todesfällen. 
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Im Jahr 2014 zählte man in Spanien 15.848 Stiertreiben.
Ein Plus von 15 Prozent!
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Populär sind sie geworden. Auch attraktiv für die Fernsehsender. TVE, Antena 3 oder die regionalen Lokalsender, die Übertragungen der morgendlichen encierros sorgen für hohe Einschaltquoten. Besonders aus Pamplona und San Sebastián de los Reyes.

Vor allem in der Hochburg, der Provinz Valencia mit einem Anstieg im Jahr 2014 von 28,2 Prozent. Kein Wunder, zählt diese Region immerhin 4.500 peñas taurinas welche sich dem Bous al correr widmen. Hier ein kleiner Überblick der fünf Regionen der meisten encierros aus dem Jahr 2014:

7.866 in Valencia (+28,2%)
1.862 in Kastillien - León (+1,3%)
1.493 in Navarra (+ 1,1%)
1.310 in Kastlien - La Mancha (+6,2%)
1.049 in Áragon (-0,3%)

Auffallend ist, dass es in der Hauptregion der mundo de los toros, in Andalusien, mit den meisten ganaderías und festejos taurinos wie corridas de toros relativ wenig encierros zu sehen gibt. Gerade mal 384 Stiertreiben, aber immerhin 10,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Sie werden zwar beliebter, aber die andalusische afición erfreut sich hier mehr an den wahren corridas, wo sich die toros professionellen toreros gegenüber stellen. Eben jenes espectáculo taurino wo sich die arte del toreo widerspiegelt.

Auch in Katalonien, wo es ja keine toros geben soll, wurden 66 encierros veranstaltet. Fast zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Also auch dort besteht weiterhin ein gewisses Interesse.
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"Ursprünglich dienten die encierros dazu,
die toros morgens von den corrales zur plaza de toros
für die corridas am Nachmittag zu treiben.
Das Spektakel dazu entwickelte sich erst mit der Zeit.
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Hinzu kommt die Tatsache, dass es für die ganaderías ein zusätzlich Geschäft geworden ist. Da die Zahl der corridas rückläufig geworden ist, konnten sie ihre Tiere für die encierros verkaufen. Und dies hat sogar den Vorteil, dass sich diese toros nicht einmal in jenem perfekten Zustand befinden müssen, wie sie von den meisten plaza de toros gefordert werden. Laut der UCTL wurden 1.269 Millionen Euros umgesetzt.

Durchschnittlich zählten jene fiestas populares 1.000 Teilnehmer und 4.000 bis 5.000 Zuschauer. Insgesamt verfolgten die encierros. Allein in Valencia verfolgten fast 40 Millionen Zuschauer diese Spektakel.

In einigen Gegenden werden die encierros nicht einmal von den öffentlichen Behörden veranstaltet und finanziert. Sondern dahinter stehen so genannte peñas taurinas, welche sich für ihren encierro einen eigenen toro oder novillo leisten. Die Kosten hierfür pro Tag und Grösse der Veranstaltung bewegen sich zwischen 30.000 und 90.000 Euro. Dabei wird fast die Hälfte (40%) in den Erwerb des toros investiert. Die Gemeinde stellt nur die Sicherheitsleistungen wie Polizei und ambulante Einrichtungen zur Verfügung.

Die Stiere in den Dörfern, ein gefährliches Unternehmen
Bleibt weiterhin die hohe Zahl der Verletzten, gar Toten.
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Ein encierro ist und bleibt gefährlich:
Im Jahr 2015 gab es bis jetzt schon elf Tote!
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2014 waren es 10, welche den encierro nicht überlebten. Ursachen dafür gibt es einige: Nicht entsprechend sportlich gekleidet, oft mit Schlappen, dann der Versuch dabei mit dem Handy zu filmen. der Konsum von Alkohol, Angeberei und schliesslich die Unerfahrenheit mit den toros sind mit die Hauptursachen für diese Zwischenfälle. In Städten wie Pamplona werden solche Teilnehmer von der Polizei so weit wie möglich schon im Vorfeld von der Fläche des Geschehens verwiesen. Trotzdem gab es auch dort seit 1911 insgesamt 16 Todesfälle. Aber in den kleinen Dörfern geschieht dieses Aussortieren nicht, fehlt es dazu einfach an den notwendigen Einsatzkräften.