Donnerstag, 28. Mai 2015

Warum der Stier weniger leidet als vermutet

Wie die Universität von Madrid das Leiden der Stiere analysierte
Immer wieder nachgefragt: Wie leidet eigentlich so ein Toro?
SfA geht noch einmal darauf ein
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von Philip de Málaga


Keine Frage. SfA hat es nie geleugnet. So ein toro, novillo oder becerro betritt nie freiwillig dass ruedo einer plaza de toros. Viel lieber würde er sein herrliches Leben auf den dehesas, den saftigen Weiden der ganaderías weiter führen. Aber eben nur dafür wurde er nicht gezüchtet. Nicht anders verhält es sich mit allem Fleisch, welches auf unseren Tellern landet.

Das pica, banderillas und estoque nicht gerade schmerzfreie Instrumente sind, auch dazu steht SfA. Überhaupt macht die mundo de los toros daraus gar kein Geheimnis. Nur wird der Sinn und die Bedeutung hier anders dargestellt. Nun erreichen SfA immer mal Anfragen von Personen, die zum einen mal eine corrida de toros zum ersten Mal besuchen möchten und auch die Frage nach den Schmerzen, welche so ein toro während der Veranstaltung erleiden muss. Obwohl die Antwort wissenschaftlich schon vor sieben Jahren gegeben worden ist, und SfA schon mehrmals darüber berichtet hat, möchte wir hier zur laufenden temporada taurina für den Sommer das Thema noch einmal reflektieren. 

Und es war ausgerechnet jemand, der sich nicht als ein aficionado de toros bezeichnet, sich nicht einmal zu der tauromaquia bekennt, der dem antitaurinismo den Gnadenstoss versetzte. Eine estocada entera gegen die antitaurinos. Die Rede ist von dem Professor Juan Carlos Illera, Direktor der Abteilung für Tierphysiologie an der Fakultät für Tiermedizin der Universität Complutense in der spanischen Hauptstadt Madrid. Im Januar 2007 wurde in dem Wochenmagazin 6Toros6 ein Artikel veröffentlicht, mit dem Inhalt: "Warum der toro nicht leidet - Eine wissenschaftliche Studie zur Schmerz- und Stressmessung beim toro bravo!" In den folgenden Tagen berichteten alle führenden spanischen Medien davon. Eine antitaurinische Gegendarstellung, bzw. ein wissenschaftlich begründeten Gegenbeweis hat es bis heute noch nicht gegeben.

Bei dieser Studie wurden 120 novillos und 180 toros unter die Lupe genommen. Ihnen wurden Mikrochips implantiert um ihre Werte zu messen. Mit seiner geradezu bahnbrechenden Forschungsarbeit über die tierische Endokrinologie des toros bravos hat er herausfinden können, dass ein toro während einer corrida dermassen starke so genannte Beta-Endorphine produziert, welche sein Leiden auf ein Minimum beschränken. Bekannt unter der Bezeichnung Glückshormon handelt es sich bei Endorphinen um eine so genannte Wortzusammensetzung von endogenen Morphinen, also eine Art selbst produziertes Opium. Dieses bewirkt, dass bei einem toro während der corrida, besonders beim ersten tercio mit der pica, der Schmerz und der Stresspegel deutlich am sinken sind. 


Es mag unglaublich klingen. Was früher für die taurinos eher eine Vermutung war, konnte im Jahr 2006 nun wissenschaftlich nachgewiesen werden. Bei der katalanischen Debatte verkündete der Professor, dass die Tiere am meisten beim Transport, leiden würden, genauso wie all das Schlachtvieh, welches in unseren Küchen landet. Und beim Einlaufen in das ruedo wäre der Stresspegel ebenfalls extrem hoch. Doch während der corrida selbst würden sich dann die Beta-Endorphine dermassen zügig aufbauen, ähnlich wie bei Sportlern vom Triathlon, dass Schmerz- wie Stressfaktoren sich schon nach dem ersten tercio auf ein Minimum reduzieren.