Freitag, 30. Oktober 2015

Peru: Stierkämpfe sind populärer als Fussball

Was kaum einer weiss: Stierkämpfe sind in Peru beliebt wie kaum etwas anderes
Die Veranstaltungen sind gut besucht! Mehr noch, fast immer ausverkauft!
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von Philip de Málaga


Das Land Peru an der pazifischen Küste von Südamerika verfügt über eine tradición taurina, welche viele Menschen dort nicht vermuten. Schon vor 500 Jahren brachten die Spanier diese dorthin. Warum ist eigentlich unbekannt, denn der eigentliche Kult der toros wurde damals dort noch nicht praktiziert. Laut einem peruanischen Schriftsteller gab es das erste festejo taurino im Jahr 1538 um den Sieg de Schlacht von Salinas zu feiern. Ursprünglich wurden diese fiestas de los toros in den Dörfern eher als sehr provisorisch freie Veranstaltungen organisiert. 

Das der toro aber schon damals in Peru eine besondere Rolle spielte erkennt man an den Keramikfiguren jener Zeit, dem torito de Pucará, einem Totemsymbol, wobei der weisse Stier für Reinheit und Schutz (vor allem in der Partnerschaft) stand und die schwarzen, braunen oder dunklen Farbe eher das Ego, bzw. die psychologischen Defekte zum Ausdruck brachten.

Der torito de Pucará
Die tauromaquia, wie wir sie damals aus Spanien her kennen, erhielt erst im 17. Jahrhundert in Form des rejoneos, also berittene Stierkämpfe, Einzug in Peru. Die wahre Evolution der toros erfolgte jedoch erst im 19. Jahrhundert. Dann gleich gewaltig. 

Die erste richtige plaza de toros wurde am 23. Februar 1756 in Lima eingeweiht. Erst aus Holz und neun Jahre später als eine feste Konstruktion.

Die peruanische Hauptstadt Lima mit einer plaza de toros für 14.000 Zuschauer
Die Dreissig-Millionen-Republik veranstaltet mittlerweile im Jahr nicht nur an die 650 corridas, sondern zieht auch mehr Menschenmassen an als der König Fussball.

Es entstanden plaza de toros, von einer Grösse, welche die spanische afición zum Staunen brachte. Es gibt allein in der Region Ánkash zehn plaza de toros von auffallend grossen Dimensionen. So füllte sich am letzten Sonntag die plaza de toros von Huari (gewiss kaum ein SfA-Leser kennt diesen Ort) mit knapp 13.000 Zuschauern. Das sind mehr als drei Mal so viele Einwohner wie der Ort selbst hat. in dieser temporada taurina, zwei carteles, zwei No hay billetes! Also 26.000 Besucher der toros an zwei Tagen!

Am letzten Sonntag in Huari: No hay billetes!
Der matador de toros vor beindruckender Kulisse: 13.000 Zuschauer
Dann findet sich in der Nähe die winzige Ortschaft Chavín mit einer ebenfalls riesigen plaza de toros für sage und schreibe 10.000 Zuschauer. So etwas vergleichbares gibt es nicht einmal in Spanien.

Chavín für 10.000 aficionados
Zwar kennt man hier auf der Iberischen Halbinsel die toreros nicht, wie Emilio Serna, Torres Jerez, Morenito de Canta, Juan Carlos Cubas, Alfonso de Lima oder Octavio Chacón nicht, geschweige hat schon mal ihre Namen gehört, aber sie werden verehrt und füllen in Peru die ruedos wie bei uns ein Messi ein Fussballstadion.

El Vizcaino de Chota: 13.000 Besucher: Ausverkauft
In der südamerikanischen Republik findet sich eine sehr intensive afición. Und es gibt kaum eine Gemeinde, welche nicht mindestens eine fiestas de los toros organisiert. Mehr als 2,5 Millionen Peruaner bekennen sich als aficionados de toros. Im Gegensatz zu Spanien, Frankreich und anderen Ländern der toros, ist hier der Besuch einer corrida nicht nur der afición vorbehalten, sondern gleicht einem Familienereignis. Geradezu ein Pflichtprogramm mit Spassfaktor. Alle sind dabei. Ob Grossvater, Söhne, Töchter und Enkel, alle sind dabei. Ein Familienfest rund um das ruedo. Die Familien bringen übrigens den toreros und besonders den maestros besonders viel Respekt und Ehrfurcht entgegen. Etwas, wovon die Sportler, aber auch Schauspieler, Sänger und erst recht Politiker in diesem Land nur träumen können.
Chalhuanca: Ist die plaza voll, füllen sich die umliegenden Berge: Mehr als ausverkauft!