Donnerstag, 9. Juli 2015

Kurioses aus Pamplona: Die linke BILDU leitet Stierkampf





von Philip de Málaga


Wenn offensichtliche antitaurinos eine corrida leiten ...
... und sogar die puerta grande öffnen!
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Spätestens seit dem Debakel mit der plaza de toros in San Sebastián kennt am auch in der Szene taurino die Partei Bildu, ein sozialistisch orientiertes baskisches Wahlbündnis, welches 2011 die politische Ebene bei den Kommunal- und Regionalwahlen im Baskenland betrat. Nichts ungewöhnliches. Aber im politischen Interesse stand unter anderem auch die abolición de los toros. Also ein verbot der Stierkämpfe. Auch das ist nichts Neues, tendieren die linken Seiten grundsätzlich gegen die mundo de los toros. Obwohl sich auch in deren Reihen aficionados finden. 

Und nun feiert Nordspanien sein San Fermín in Pamplona, was jedes Jahr weltweites Interesse erweckt. Die wohl berühmteste feria del toro auf diesem Planeten. Sogar Nichtkennern ist sie bekannt. In der mit mehr als 19.000 Zuschauern gefüllten plaza de toros, also fast ausverkauft hasta la bandera konnte der Besucher in den tendidos im palco presidencial etwas Erstaunliches beobachten:

Joseba Asirón Simón von der linken Partei Bildu leitet eine corrida de toros
(Foto: mundotoro)
Bei dem presidente der corrida de toros mit den matadores de toros Juan José Padilla, Pepe Moral und López Simón handelte es sich um den neuen Bürgermeister der Stadt Pamplona, Don Joseba Asirón Sáez. Spitzenkandidat der Bildu, einer Partei, welche die toros abschaffen will. Wie geht so etwas? 

Ähnlich wie in Andalusien, seit Jahrzehnten in sozialistischer Hand, wie auch deren Hauptstadt Sevilla, werden dort die toros von der linken Seite gefördert und unterstützt. Liegt vor allem, dass selbst die linken Politiker diese Thematik nicht berühren wollen, sind die toros in Andalusien einfach zu populär. Nicht anders verhält es sich in Pamplona. Ein San Fermín ohne toros, ohne encierros ist einfach nicht vorstellbar. 

Jeden morgen um 8:00 Uhr live im Fernsehen
Seit Hemingway gehört es sogar zur Berichterstattung der weltweiten Presse. Das Interesse ist gross. Beim encierro ist das nationale Fernsehen TVE live dabei und die Nachrichten berichten darüber den ganzen Tag. Kein Barbesuch, ohne mindestens einmal in den Fernseher zu schauen, wie das heutige encierro gelaufen ist. Das gehört zum spanischen Alltag.

Fast ausverkauft: Über 19.000 Zuschauer! (Foto: mundotoro)
Und vor dem vollen aforo mit einem fast no hay billetes schwang der linke presidente dass weisse pañuelo so oft, dass für den matador de toros López Simón mit tres orejas sogar die puerta grande öffnete. Geöffnet von der Bildu.


Er überzeugte und öffnete in Pamplona die erste puerta grande(Foto: mundotoro)
Wie sagte schon der französische Philosoph Francis Wolff dazu, die toros sollten nicht dazu verwendet werden politisiert zu werden. Sevilla und Pamplona haben es vorgemacht wie es geht. Oder anders formuliert, in taurinischen Hochburgen trauen sich die eher links orientierten Parteien das Thema der toros nicht anzupacken, um es nicht mit einem möglichen Wählerpotential zu verderben.

Viva San Fermín!