Donnerstag, 16. Januar 2014

Morante in New York City




von Dominik Sachsenheimer


Amerikaner zeichnen spanischen torero aus
_________________________________________________________________

Am Dienstag, den 14. Januar 2014 zeichnete der New York City Club Taurino den matador Morante de la Puebla mit einer Ehrenmedallie im Rahmen eines festlichen Diners aus. Der maestro kam mitten in der südamerikanischen Saison zwischen seinem mano a mano mit El Juli in Manizales (Kolumbien) und seinem Auftritt in Leon (Mexico) unverhofft auf ein paar Tage Urlaub nach Manhattan.

Die überaus aktive Präsidentin des Clubs Lore Monnig hielt eine kurze Ansprache, Vize-Präsident und aficionado práctico Robert Weldon verlas die schmissige Laudatio, der er eine Homage an den ebenfalls anwesenden apoderado Morantes, den Ex-matador und Spezialisten für “corridas durasAntonio Barrera voranstellte. Morante nahm die Ehrung wie zu erwarten sehr bescheiden und fast schüchtern auf und beschränkte sich statt langer Reden lieber auf das entspannte Plaudern mit den knapp 50 anwesenden Clubmitgliedern.

Der maestro gab sich als grosser Fan des Boxsports zu erkennen und wollte unbedingt wissen, in welchem der vielen New Yorker er am folgenden Tag wohl trainieren könne. Nach kurzer Diskussion zwischen meiner Wenigkeit und diversen anwesender Journalisten von Sports Illustrated und ESPN einigte man sich auf das legendäre “Gleasons”, nur wenige Schritte auf der anderen Seite des East River in Brooklyn (“el Triana de Nueva York”). Hoffe sehr auf Bilder im Netz von diesem Workout, dem ich leider nicht beiwohnen konnte.

SfA-Mitarbeiter Dominik Sachsenheimer
mit dem matador Morante de la Puebla
In den Gesprächen ums Fitnessprogramm fiel mir allerdings einmal mehr auf, dass selbst matadores, die im traje de luces im Vergleich zu ihren Kollegen eher kompakt wirken, im echten Leben neben mir mittelgrossen und mittelalten Mann knapp 20 Kilo nördlich des Weltergewichts erstaunlich zierlich und schlank daher kommen. Nun denn. Generell wurde während des dreistündigen Abendessens außergewöhnlich viel über die körperlichen Aspekte des torero-Berufs gesprochen, vielleicht auch, weil Morantes Qualitäten als bedeutendster torero-Künstler seiner Generation so schwer in Worte zu fassen sind und mithin gesehen, erlebt, gespürt werden müssen statt analysiert. Von dem banderillero José Antonio Jiménez “Lili” lernte ich zum Beispiel über sein Training des “über die Bande Hechtens” und ausserdem, dass die plaza de Las Ventas zu Madrid bei vielen seiner Kollegen nicht nur wegen des zunehmend verblödenden tendido 7 ein unbeliebter Ort sei, sondern vor allem, weil die dort überdurchschnittlich hohe barrera den Fluchtweg erschwert. Ganz anders sähe das in Frankreich aus und im Süden Mexicos, wo die barreras vieler Arenen eher niedrig ausfallen. Interessante Perspektive eines Insiders.

Der angedrohte Boykott der Maestranza durch die matador-Elite wurde nicht weiter diskutiert, bleibt aber hoffentlich nur ein vorübergehender Schreck.

Einmal mehr zeigte der von aficionados aus den USA, Spanien, Holland, Peru, Kolumbien, Deutschland und Haiti besuchte Abend die Strahlkraft der fiesta “inter”-nacional, was auch die Jungs und chicas von mundotoro und burladero erkannten, letztere gar mit Hinweis auf das hiesige Rauchverbot in geschlossenen Räumen:




In diesem Sinne kann man die Lesern von SfA nur immer wieder auffordern, sich bei jeder Gelegenheit zu den Stieren zu bekennen. Viva la fiesta!