Mittwoch, 1. Januar 2014

Revertina


Mit dem neuen Jahr beginnt SfA auch eine neue Serie mit dem Titel "Die Kunst mit den Stieren zu torieren", "El arte de torear", in der vor allem die Manöver der toreros, sei es mit der capa, der muleta oder den banderillas vorgestellt werden sollen. Wie sind diese suertes entstanden, was ist deren Geschichte und worauf sollte man achten? Welche matadores beherrschen diese. Viele Fragen und wir versuchen den Antworten nachzugehen. Colin Ernst macht heute den Anfang.

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Über eine suerte die heute kaum noch einer kennt







von Colin Ernst 

Als Liebhaber der schönen Künste, begeistern mich besonders, gut ausgeführte Manöver, so genannte suertes, welche man nicht jeden Tag sieht. Manche figuras haben ein Repertoire, um eine komplette corrida mit 6 toros 6 zu bestreiten, und jedes tercio ist anders. Man nennt es variedad de suertes, wenn ein torero viele Manöver mit der capa und der muleta beherrscht. Die bekanntesten mit der capa sind zum Beispiel die verónica, media verónica oder die chicuelinas. Mit der muleta ist es der natural mit der Linken, oder ein pase de pecho.

Antonio Reverte mit einer revertina (Zeichnung: Toros y Toreros

Aber sehen wir heute wirklich viele verschiedene pases, oder verliert das toreo, Dank des Perfektionismus an Individualität? Dank Joselito, Morante de la Puebla, José Tomás und Enrique Ponce, hat man eine reichhaltige Basis des althergebrachten. Aber einige suertes sieht man heute gar nicht mehr. Einer davon ist der recorte capote al brazo, auch revertina, genannt. Antonio Revertetorero aus  der Provinz Sevilla, der "Erfinder", war nicht unbedingt, bekannt für sein toreo. Seine Manöver aber, mit der capa über dem Unterarm gehängt, die Füße in den Sand der plaza genagelt, den Stier empfangend und dirigierend, fand Gefallen in den Augen der aficionados. War ein toro mit trapio und bravura gesegnet, wiederholte er diese pases bis zu sieben, acht Mal. Bei jedem Mal wurde die viaje del toro kürzer und kürzer, bis der Stier wie festgewachsen stehen blieb. Auch der matador de toros Frascuelo (1842 bis 1898) soll diese suerte einmal bei einem quite benutzt haben.

Das Ende einer Serie von revertinas des matadores de toros Antonio Reverte
Seinen Ursprung hat dieses Manöver allerdings im campo bravo, wo die vaqueros auf diese Art, in brenzlichen Situationen, den Stier weglockten. Überlebt hat zumindest die Basis des recortes, nämlich in den recortes. Dies sind Vorstellungen mit dem Stier in Nordspanien, wo man den Stier nur mit dem Körper lockt, der Unterarm dient auch ohne capa als Lockmittel. Aber in Realität ist die revertina nichts anderes als ein pase de pecho, mit der capote über dem Unterarm.