Freitag, 31. Januar 2014

Stierkampf und die Moral

Über die moralischen Tugenden in der mundo de los toros
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von Philip de Málaga



Unter Moral verstehen wir im Allgemeinen verschiedene Handlungsmuster, welche gewissen Prinzipien unterstehen. Dabei spielen gewissen Werte, Pflichten sowie ethische Ansätze eine fundamentale Rolle. Eigentlich eine klare Angelegenheit. Doch wie lässt sich die Moral in Sachen toros interpretieren?

Ernest Hemingway
Der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway stellte zwar klar, ohne es aber zu rechtfertigen, dass es moralisch sei, wonach man sich wohl fühle. Und das es unmoralisch sei, wonach man sich nicht wohl fühle. Eine einfache Interpretation. Demnach ist die corrida für ihn etwas Moralisches, weil er sich sehr wohl fühle während diese stattfinde. Wohl auch deswegen weil es bei ihm ein Gefühl für Leben, Tod, Sterblichkeit und Unsterblichkeit auslöse. Und am Ende fühlte er sich stets traurig aber auch sehr wohl.

Francis Wolff
Der französische Philosoph Francis Wolff bewundert die moralischen Tugenden der toreros. Die corrida sei keineswegs lediglich Technik oder Kunst, nein, sie sei vielmehr eine suerte der "Kunst des Lebens" wobei gewisse moralische Prinzipien befolgt werden müssen:
  • Man muss diesem ohne Frage gefährlichem toro gegenübertreten und seinen Mut und auch die Kaltblütigkeit demonstrieren.
  • Und jene Begegnung findet vor einem Publikum statt, wo es heisst, nicht sein Gesicht zu verlieren; und das mit Würde und wie ein caballero.
  • Es verlangt den toro zu dominieren. Und die Vorraussetzung dafür sei, dass man sich selbst, seinen eigenen Körper, Instinkte und Emotionen beherrsche.
  • Es gilt den toro zu töten. Um dieses zu tun ist der matador gezwungen, sein eigenes Leben zu riskieren. Das verlangt Ehrlichkeit sich selbst gegenüber sowie ein Kompromiss mit den eigen physischen wie moralischen Konditionen.
  • Schliesslich spielt da noch eine tragende Rolle, dass der matador zunächst dem toro alleine entgegentritt, mit der späteren Hilfe seiner banderilleros. Auch und gerade hier setzt der torero sein Leben aufs Spiel.
Auch für Wolff reflektiert sich bei den toros ein authentisches Gefühl des sich Wohlfühlens. Ein Modell der Wahrhaftigkeit.

Mit anderen Worten, als moralisch vertretbar wird angesehen, was zum einen erwartet und zum anderen für richtig gehalten wird. Und dabei handelt es sich keineswegs um moraltheoretische Rechtfertigung sondern schlichtweg um eine Interpretation von Werten für die Umsetzung einer Zweckmässigkeit. Für taurinos und aficionados eine klare Angelegenheit.


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Quellennachweise:
Ernest Hemingway, Death in the Afternoon, Charles Scribener`s Sons, New York, 1932
Francis Wolff, 50 raisons de defendre la corrida, Mille et une nuits, 2011

Donnerstag, 30. Januar 2014

Über den Tod des Stieres

Warum der Stier eigentlich sterben sollte
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von Philip de Málaga



Am meisten ärgert die Nichtkenner der Szene taurino, dass die toros öffentlich getötet werden. Antitaurinos prangern dieses an und bezeichnen es als eine Hinrichtung bis hin zum Mord. Die Frage ist, muss der toro wirklich getötet werden? 

Es sei mal festgestellt, Stiere werden grundsätzlich nicht für die Haltung als Haustiere gezüchtet. Der Zweck liegt ohne Frage in der Fleischgewinnung. Bei den corridas ist das Hauptmotiv ein wenig anders. Zwar werden auch die toros im Nachhinein verspeist, aber der entscheidende Faktor ist, dass so ein res während der zwanzigminütigen lidia mehr lernt als im ganzen Leben. Der toro beginnt zu begreifen, dass es weder die capa noch die muleta ist von der die Bedrohung ausgeht und kommt langsam drauf,  den torero ins Visier zu nehmen. Mit anderen Worten er ist nicht mehr toreable. Er wird für den Menschen zu einer Lebensgefahr. Dies ist einer der Gründe, warum es vollkommen untersagt ist, sich bis zum Beginn einer corrida einem toro zu Fuss zu nähern.

Der französische Philosoph Francis Wolff betritt mit seinen Erklärungen eine kultivierte Ebene. Er führt drei Punkte an, welche den Tod eines toros rechtfertigen. Da wäre zunächst die symbolische Deutung: Eine corrida ist die Erzählung eines heldenhaften Kampfes mit dem tragischen Tod des Tieres, eben jenes toros. Dann kommt der ethische Moment, der "Augenblick der Wahrheit", wo sich der matador mit voller Risikobereitschaft ungeschützt zwischen die Hörner des toros wirft um den Todesstoss mit dem estoque auszuführen. In der estocada reflektiert auch der dritte und letzte Punkt des Philosophen. Die Ästhetik. Denn erst eine perfekt ausgeführte und vor allem todbringende estocada ist in der Lage das Kunstwerk einer gelungenen lidia vorbildlich, meisterhaft wie geradezu virtuos abzurunden. Die arte del toreo verlangt eben einen perfekten Abschluss.

Estocada - der Moment der Wahrheit
Abschliessend sei noch erwähnt, dass auch in Portugal die toros getötet werden. Nur geschieht dieses nicht im Rahmen einer corrida, sondern die ebenfalls verwundeten toros werden erst später ausserhalb in einem matadero getötet.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Menschlichkeit contra Animalidad

Wie steht es eigentlich um die animalische Gleichberechtigung?
Ein Blick aus der taurinischen Sichtweise.
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von Philip de Málaga


Ohne Frage eine schwierige Frage. Tierschützer, und im Falle von SfA die Szene der antitaurinos sind dazu geneigt, alle Lebewesen als Tiere zu bezeichnen. Mehr noch, jene Tiere, eben jene Art die wir als Tiere verstehen, sollten genauso behandelt werden wie Menschen. Die Gleichung des antitaurinismo ist einfach: Menschen = toros oder umgekehrt. Ist das wirklich so?

Wohl kaum. Zwischen dem Menschen und den Tieren gibt es zunächst einen entscheidenden Unterschied. Die Menschheit hat Pflichten und Verantwortung zu übernehmen. Wohl auch deswegen weil sie geistig überlegen ist. Und das Töten der Tiere wurde vor ungefähr 200.000 Jahren zur Notwendigkeit des Überlebens der menschlichen Rasse. Und durch die Jagd, durch das Töten der Tiere, wobei damals die Empfindung vorherrschte "Mitmenschen" zu töten, entstand das Gefühl der eigenen Sterblichkeit und somit bekam das Leben einen neuen Sinn, eine neue Bedeutung. Man lernte mit der Zukunft umzugehen, sie zu planen. Tiere dagegen leben im "Hier", "Heute" und "Jetzt". Die Konfrontation mit dem Tod, dem Ende eines Lebens ist ihnen unbekannt, sie spüren lediglich eine unbekannte Bedrohung ohne deren Ausgang auch nur zu erahnen. 

Tierliebhaber beziehen sich in erster Linie auf die eigenen Tiere - Haustiere. Animalische Lebewesen, welche in erster Linie zur Begleitung gezüchtet und gehalten werden. Nicht selten überzüchtet, zur Unfähigkeit erzogen alleine überleben zu können. 

Auf der anderen Seite finden sich die Tiere in der freien Natur. Auch Wildtiere soll es geben, denen viele Menschen lieber nicht in Freiheit begegnen wollen, schliesslich bekämpfen jene sich auch untereinander, töten und verspeisen Lebensgenossen und warum sollten sie den Menschen verschonen, der Instinkt überragt in diesem Fall den menschlichen Intellekt. 

Und was ist mit jenen Tieren welche gehalten, gezüchtet und getötet werden um menschliche Bedürfnisse, wie Fleisch, Milch, Leder und anderes abzudecken. Hier ist kaum von unmoralischer Vorgehensweise die Rede, und Tierschützer gehen dort längst nicht so aggressiv vor wie antitaurinos beim Thema der tauromaquia. Was wiederum die Frage aufwirft, woher diese Aggressionen gegen die mundo de los toros herkommen. Vielleicht nur deswegen, weil diese sich marketingtechnisch besser verwerten lassen?

Ein toro bravo (Foto: mundotoro)
Kommen wir also zu den Stieren. Zu den toros bravos. Und da gilt es in erster Linie festzustellen, bei den toros handelt es sich weder um Haustiere noch um Wildtiere. Die Frage scheint nicht unberechtigt. Wozu sind sie denn da? Gleich in den Schlachthof, nach einem Jahr in fleischgewinnender Zucht? Oder ihnen in freier Naturlaufbahn in bis zu fünf Jahren absoluter Freiheit, denn es ist den Menschen verboten diesen sich zu Fuss zu nähern und schon gar nicht sie zu belästigen, ihr Leben geniessen zu lassen? Um dann in einer einer plaza de toros ehrenvoll zu sterben (dafür werden sie ja gezüchtet) mit der Chance sogar überleben zu können wenn sie mit ihrer bravura ein indulto, den Weg in die Freiheit zu erreichen.

Und das ist einzigartig. Kein Schlachtvieh hat definitiv nie die Möglichkeit zu überleben. Sie sind dazu verdammt getötet zu werden. Ohne Ausnahme, und dies nach einer auffallend kurzen Lebenszeit!
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"Der toro wird aus kulturellen Motiven gehalten,
um auf eine bestimmte Weise getötet zu werden,
d. h. er wird nicht getötet, um verspeist zu werden,
sondern getötet und zudem verzehrt.
Das macht den Stierkampf angreifbar."

Lorenz Rollhäuser
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Toro indultado (Foto: mundotoro)
Genau in dieser Erkenntnis findet sich ein unbewusstes Drama. Der toro hat die Möglichkeit zu überleben, nur er weiss es nicht. Da könnte man doch mal darüber nachdenken, wie würde sich wohl ein toro verhalten, wenn er ein ruedo betritt und wüsste dass es von seiner bravura, seiner embestida abhing, ob er als lebendes Wesen durch das toril die plaza de toros wieder verlassen könnte. Aber leider, er weiss es nicht.

Und wenn wir die Möglichkeit hätten für unsere zukünftige Existenz zu wählen, zwischen Mastvieh oder toro bravo, ich denke vielen fällt in diesem Falle eine Entscheidung nicht schwer.
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Quellennachweis:
Lorenz Rollhäuser: Toros, Toreros; Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg, 1990


Dienstag, 28. Januar 2014

Ein guter Torero zu sein . . .

. . . will erst einmal erlernt werden!
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von Philip de Málaga


Um ein erfolgreicher matador de toros zu werden bedarf es einer recht langen Vorbereitungszeit. Dabei gilt es nicht nur die Techniken des toreo mit muleta, capa und vielleicht auch mit banderillas theoretisch wie praktisch zu erlernen, sondern es ist von viel grösserer Bedeutung die toros selbst zu verstehen. Sie lesen zu können heisst es im Fachjargon. Zu begreifen warum sie so agieren, wo liegen ihre Stärken und ihre Schwächen. Der toro ist keine berechenbare Maschine sondern ein Lebewesen mit einer persönlichen Note. Nicht selten unkalkulierbar und manchmal verschlossen in der querencia, jene Zone wo sich ein toro zurückzieht und gar nicht daran denkt anzugreifen. Doch dann gibt es jene mit viel embestida, dem Wunsch stets den Aufforderungen des matadores zu folgen, temple zu demonstrieren, und wird dieses zum Dauerzustand ist das indulto, die Glück bringende Begnadigung nicht fern.

Enrique Ponce mit einem indulto (Foto: mundotoro)
Es dauert viele Jahre, bis ein matador jene Reife erreicht hat. Nicht selten liegen zahlreiche Momente des Schreckens auf dem Weg, begleitet von nicht wenigen cornadas. Aber gerade jene gefährlichen Augenblicke sind es, welche den angehenden matador reifen lassen und nicht zuletzt seinen wahren Mut aufzeigen. Torero zu werden geht eben nicht von heute auf morgen. Aber am Ziel angekommen, wie zum Beispiel der maestro Enrique Ponce, dann wird man verstehen, was es bedeutet den toro kennen und verstehen zu lernen. Momente wenn der duende die tendidos erreicht.

Und auf der anderen Seite, welch ein Drama mit anzusehen, einen toro bravo mit viel embestida wie allem Talent zum temple mitzuerleben, um resigniert festzustellen dass der matador hätte doch besser einen anderen Beruf wählen sollen.

Montag, 27. Januar 2014

Torrestrella und die Indultos




von Philip de Málaga


Erneut wurde in San Cristobal ein Stier von Torrestrella begnadigt
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Eigentlich müsste man diesen Beitrag "Torrestrella und San Cristóbal"  nennen. Erneut wurde in der plaza de toros von San Cristóbal (Venezuela) ein toro der ganadería Torrestrella mit einem indulto bedacht. Auffallend dabei, schon wieder ein torero den eigentlich keiner kennt. Zumindest hier in Spanien. Der 31-jährige Julio César Vanegas hatte seine alternativa im Februar 2002 mit dem padrino El Cordobés und dem testigo Rafael de Julia. Seine taurinische Chronik weisst wenig Highlights auf bis zu jenem tarde in San Cristóbal.

Vor fast 18.000 Zuschauern (nahe am "no hay billetes") gab es an jenem sonnigen, heissen  wie schwülen Samstagnachmittag ein corrida mit spanischen toros zu sehen. Vor allem die Miuras sollten überzeugen, aber irgendwie schienen sie die lange Reise über den Atlantik nicht so richtig optimal überstanden zu haben. 

Und dann kam "Fiscal" ein Exemplar von Álvaro Domecq, der ganadería Torrestrella. Was für ein toro bravo! Immer aufgemuntert galoppierte er fröhlich drauf los, folgte stets capa und muleta, liess sich nicht abhalten anzugreifen, geradezu wie ein Wirbelwind. Ein toro der mit seiner embestida, seine unaufhaltsamen Angriffen ein temple geradezu herausforderte. Optimal für einen matador, eben für César Vanegas, dessen physische Konditionen mehr als zu wünschen übrig liessen. Aber mit seiner Variation an Techniken machte er vieles wett, vor allem auch deswegen, weil der toro mitspielte. Ob rechts oder links, Fiscal`s embestida war ungebrochen und das wohlverdiente indulto eine gerechtfertigte trofeo für den toro aus Spanien. Für Vanegas gab es dementsprechend dos orejas simbólicas.

Vuelta al ruedo nach dem indulto von César Vanegas
Jedem seinen Lohn wenn er es denn verdient hat. Das wollen wir keinem verwehren. Doch ist es nun schon das zweite Mal, dass die ganadería Torrestrella im fernen San Cristóbal bei einer feria mehr als einen indulto einheimst. Da fragt sich die afición im fernen Spanien nicht zu unrecht, geht es da wirklich mit rechten Dingen zu? Ins Auge sticht, dass vor allem in diesem Jahr lokale Nobodies jene indultos errungen haben. Keine figuras, die eigentlich eher über das entsprechende Potenzial verfügen müssten. Oder waren die toros schlicht weg zu einfach für einen erfahrenen wie professionellen toreo

Vielleicht sollte man die ganadería umbenennen in Toreostrella oder Torostrella

Sonntag, 26. Januar 2014

Ein Torero erklärt warum er nicht nach Sevilla geht




von Colin Ernst


Miguel Ángel Perera erklärt sich öffentlich über die Differenzen
mit dem empresario aus Sevilla
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Harte Worte fand Miguel Ángel Perera für den empresario der Maestranza de Sevilla, Canorea. Diesen scheint nur der eigene Profit zu interessieren. Aficionados, toreros, ganaderos, alle haben zu Katzbuckeln - Bekommt er nun die rote Karte? Vorher hatte schon der Prinz von Sevilla, José María Manzanares, sein Statement abgegeben, aber nicht so offen und klar, wie Perera, vor dem ich den Hut ziehe. 

(Foto: mundotoro)
Perera schildert das Benehmen des empresarios wie folgt: "Nach der guten Saison, die ich 2008 hatte, in Sevilla zwei Trophäen und die Auszeichnung für die beste faena der feria, rechneten wir mit der erneuten Präsens 2009. Resultat - man hatte schon andere Kollegen verpflichtet, ohne meine Leistung im Vorjahr zu berücksichtigen. So waren wir 2009 nicht in Sevilla. 2010 arbeitete ich hart, um zu demonstrieren, das ich in die carteles von Sevilla gehöre. 2011 unterschrieb mein apoderado zwei Nachmittage in der Feria de Abril und einen für San Miguel, konkret, für die corrida mit den Stieren von Torrealta. Zwei Tage vor der Vorstellung des carteles, bekamen wir mit, das mit den Torrealtas andere toreros annonciert wurden. Wir waren wie vor den Kopf geschlagen und mein Manager wollte, das ich unter diesen Umständen gar nicht in Sevilla auftrete. Aber der empresario bat uns, trotzdem teil zu nehmen, es täte ihm leid, es hätte viele Probleme gegeben. Man hätte die carteles verbilligen müssen, am Vortag und man würde dies im nächsten Jahr berücksichtigen, wenn wir ihm den Gefallen täten. Ich bin also in Sevilla aufgetreten, unter Bedingungen, die so, nicht vereinbart waren - Alles um in der Real Maestranza de Sevilla präsent zu sein. Aber das war noch nicht alles. Als der Moment der Bezahlung kam, forderte man uns auf, einen geringeren Betrag zu akzeptieren, weil die Feria nicht so gut gelaufen wäre... Auch dies akzeptierten wir. Für diesen Gefallen würde man uns in der nächsten Saison bevorzugt behandeln, wurde uns versichert. (Las palabras de Eduardo Canorea fueron: "Yo soy una persona agradecida y no olvido a los que tienen esos detalles conmigo".) Im nächsten Jahr hat Canorea uns nicht ein mal angerufen! Im gleichen Jahr haben wir toreros den G-10 gegründet und ich galt als einer der führenden Köpfe, und wurde von den empresarios deswegen abgestraft. (palabras de Ramón Valencia, "se tenían que defender", dejando fuera de la Feria a algunos componentes del grupo. Y a mí me consideraron uno de los “cabecillas”.) So habe ich auch in diesem Jahr nicht in Sevilla torerieren können. Am Jahresende sagte ich zu meinem Manager, das wir das Vergangene vergessen, und wenn Sevilla uns ruft, werden wir so agieren, als ob nichts vorgefallen wäre. Und so verpflichteten sie uns für drei Nachmittage. Und wieder ergab sich das gleiche Spiel, als es um das Bezahlen ging. Man bat uns den Lohn zu senken, denn die feria wäre ein Desaster gewesen. Auch diesmal haben wir akzeptiert. Ich war sehr überrascht, als ich die Deklarationen des empresarios las, der uns die Schuld an allem gibt. Agiert so ein fairer Manager? Agiert so ein verantwortungsvoller Manager? Ist dieser Manager ehrlich zu uns toreros? Ich glaube nicht, daher unterstütze ich meine Kollegen, und werde nicht in Sevilla auftreten, so weh es auch tut. Es ist bedauerlich, das es soweit kommen musste, denn die afición von Sevilla, die wunderschöne plaza, all dies, bedeutet uns viel. Aber genau aus diesem Grund, weil es für jeden torero ein Traum ist in Sevilla anzutreten, kann der empresario dies ausnutzen. Aber Alles hat einmal ein Ende!

Eine lange Rede für einen torero, der es vorzieht, in der plaza mit dem Stier zu kommunizieren. Aber die von Perera geschilderte Szene, die ich nicht hinterfrage, spielt sich mit den novilleros genauso ab.Wie viel zahlst du für das Privileg? Mit den ganaderías, wenn die Stiere nicht so eingeschlagen haben, spielt sich das Gleiche ab. Gezeter und Gejammer, Seitens der Manager der plaza, um den versprochenen Preis zu drücken, denn immerhin waren die toros in der prestigeträchtigen plaza und nächstes Jahr ordern wir wieder. Ein Haifischbecken ist nichts dagegen! Grade die großen empresarios, die die plazas der 1. Kategorie managen und mehrere plazas regieren, können sich viel erlauben, während die kleinen plazas meist ihre Pflichten erfüllen. Ich stelle mich entschieden auf die Seite der toreros und der ganaderías.

Samstag, 25. Januar 2014

Drei Begnadigungen an einem Nachmittag

Auch so etwas hat es schon gegeben: Drei indultos an einem tarde!
Und ebenfalls in San Cristobal mit derselben ganadería.
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von Philip de Málaga



Der Triumph des neuen matadores de toros Fabio Castañeda bei seiner alternativa, wo es ihm gelang in San Cristobal (Venezuela) für seinen zweiten toro der ganadería Torrestrella ein indulto zu erlangen (SfA hat darüber gestern berichtet), erweckt Erinnerungen. Denn der selben Stierzucht gelang vor 32 Jahren ein geradezu historisches indulto. Und eigentlich sollte man dieses Wort pluralisieren. Denn am 22. Januar 1982 gelang es ebenfalls in San Cristobal allen drei matadores de toros, Tomás Campuzano, El Niño de la Capea und Morenito de Maracay jeweils einen toro gleicherweise der ganadería Torrestrella zu begnadigen. Dieser tarde de toros ging unter der Bezeichnung La corrida de tres indultos in die Geschichte der tauromaquia ein.

Der indulto von Tomás Campuzano:


Der indulto von El Niño de la Capea:


Der indulto von Morenito de Maracay:

Freitag, 24. Januar 2014

Die Reise nach Amerika hat sich gelohnt




von Philip de Málaga


Spanischer Stier in Venezuela begnadigt
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Wenn ein toro seine ganadería, sein trautes Heim verlässt um auf Reisen zu gehen, ist es meistens seine Begegnung mit dem Tod. Fast ausnahmslos. Erst recht wenn das Tier die Reise über den Atlantik antritt. Mehrere tausend Kilometer, nur um in einer plaza de toros einen würdevollen Tod zu sterben. So brach der toro Flor azul, die blaue Blume, aus der ganadería Torrestrella auf, um nach San Cristobal in Venezuela transportiert zu werden. 

Dort betrat Flor Azul, mit der Nummer 107, als último de la tarde, vor der beeindruckenden Kulisse von 16.000 Zuschauern, das ruedo und wurde von dem gerade ernannten Lokal-matador de toros Fabio Castañeda (mit seinem ersten feierte dieser seine alternativa). Im Innenkreis empfing in Castañeda mit verónicas und einer revolera.

Fabio Castañeda mit einer verónica (Foto: mundotoro)
Bei tercio de varas vollführte der junge matador de toros einige wunderbare chicuelinas. Beim zweiten tercio liess es sich Castañeda nicht nehmen die banderillas selbst zu setzen. Dazu lud er seinen padrino El Fandi sich dabei ebenfalls zu beteiligen.

Die faena begann der neue matador auf den rodillas, den Knien, ebenfalls in den medios, und lässt den toro an seinem pecho, seiner Brust vorbei rauschen. Er entledigt sich seiner manoletillas, stellt sich Flor azul, und und lässt ihn herrlich ruhig passieren, vollführt elegante molinetes und lässt ihm dann eine gewisse Ruhe. Schliesslich setzt er mit seiner muleta erneut zu wunderbaren naturales an, welche den Rausch des toreos in die tendidos übertragen und den beiden Akteuren Standing Ovations einbringen. Der fast ausverkaufte coso kollabierte und die ersten Rufe nach einem indulto ertönten. Mit grosser Gelassenheit arbeitete Castañeda weiter mit seinem toro und die indulto-Rufe werden lauter. Der presidente lässt sich nicht beeindrucken, schliesslich muss ja auch der ganadero seine Zustimmung geben. Der torero wechselt seinen espada und führt weitere Manöver mit viel Feingefühl aus. In den tendidos wird es lauter, man verlangt eine Begnadigung, während der toro weiterhin mit viel embestida den Aufforderungen der muleta folgt. Mit circulares und temple steht das Urteil der Zuschauer fest. Die Köpfe des Publikums verschwinden in einem Meer von weissen Taschentüchern oder ähnlichem um ihrem Wunsch mehr Druck zu verleihen, begleitet von dem Chor aus 16.000 Mündern. Flor azul gibt nicht nach, greift immer wieder mit viel bravura an, weitere circulares und dann ist es geschehen. Das orangene pañuelo des presidentes zeigt es an: Indulto! Flor azul wird begnadigt. Ein spanischer Stier triumphiert in Südamerika!

Nun muss Fabio Castañeda lediglich die estocada ohne estoque simulieren und erhält dann als trofeos symbolische dos orejas. Und so öffnet er zusammen mit El Fandi die puerta grande von San Cristobal.

Puerta grande für El Fandi und Fabio Castañeda (Foto: mundotoro)

Donnerstag, 23. Januar 2014

Nur 38 Prozent bleiben für die taurinische Szene




von Philip de Málaga


Bei den Eintrittskarten denken viele, dass der Löwenanteil an die toreros geht. 
Stimmt das?
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Im Internetportal mundotoro gab es eine interessante Studie zu lesen, wie sich eine entrada zu für eine corrida in Sevilla zusammensetzt. Ziemlich ohne Ideen erwirbt man seine Eintrittskarten zu den festejos taurinos und die meisten denken im Unterbewusstsein, dass der Löwenanteil an die empresarios bzw. an die toreros geht. Zwar mag es wohl eintreffen, wenn Star-matadores wie José Tomás eintreffen, aber dann muss es durch andere corridas kompensiert werden. So zeigen es die Zahlen von mundotoro auf. Allein siebenundzwanzig Prozent fliessen für steuerlichen Abgaben und Genehmigungen. Knapp ein Drittel erhält das Rathaus für die Miete. Für das Personal der plaza de toros werden mindestens weitere sechs Prozent benötigt, je nach Niveau der Instandhaltung.

Übrig bleiben 38 Prozent für die toreros, apoderadosganaderos und den empresario. Mit anderen Worten, der Löwenanteil der entradas fliesst längst nicht in den Sektor taurino. Der Staat, die Rathäuser und nicht selten die Kreistage halten weit ihre Hände auf und sind letztendlich die Verdiener an den toros, obwohl sie eigentlich gar nichts dazu beitragen, ausser hier und da Genehmigungen auszustellen. Weder beteiligen sie sich an den organisatorischen Angelegenheiten und noch weniger haben sie den Mut sich dem toro entgegenzustellen, gar ihr Leben zu riskieren. So sind die empresario gezwungen, den Mut der toreros bzw. die toros günstiger zu erwerben. 

Die rechte Seite wird von öffentlichen Einrichtungen geschluckt.
Die restlichen 38 Prozent (links) bleiben für den Sektor taurino.
(Foto: mundotoro)
Die Leidtragenden finden sich ohne Frage im Nachwuchs, der nicht selten gratis antreten, wenn nicht überhaupt draufzahlen muss, um überhaupt antreten zu dürfen.

Fazit: Solange weit mehr als 60 Prozent von einem Verwaltungsapparat verschluckt werden, wird es für die mundo de los toros auch in der Zukunft weiterhin sehr schwer werden, finanzielle Konzepte zu entwickeln, die es für alle Beteiligten auch attraktiv gestallten. Man darf gespannt sein, ob der Comisión Consultativa Nacional de Asuntos Taurinos dazu etwas Passendes einfällt. 

Dienstag, 21. Januar 2014

Wenn man beim Toreo telefoniert



Über eine suerte die sich suerte del teléfono nennt
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von Colin Ernst 


Auf der Suche nach suertes, die man nicht jeden Tag sieht, stieß ich zum wiederholten Mal auf Arturo Reverte, der den aficionados schon den quite con capote al brazo, die revertina geschenkt hatte. 

Arturo Reverte
Auf einer alten Zeichnung sah ich, zu meiner Verwunderung, den maestro, in einer Pose, die ich zu seiner Zeit, um 1890 nicht erwartet hätte. „Das Telefon“. Jeder kennt es - Manuel Benitez “El Cordobés“ war einer der "Vieltelefonierer", aber auch Paquirri oder heute El Fandi haben das Telefon in ihrem Repertoire. Sogar im rejoneo hat es seinen festen Platz. Ich hatte das suerte del teléfono eigentlich Carlos Arruza “El Ciclón“ zugeschrieben (Mexico, 1920 bis 1966), der dafür bekannt war. Auch Julio Robles hat gern zum Telefon gegriffen. Der Unterschied zwischen dem suerte del télefono“ von Reverte und dem Telefon von Arruza ist, das Reverte nach der Arbeit mit der capa, und im tercio de varas zum Telefon griff, während Arruza dies im dritten tercio, dem mit der muleta, telefonierte. Dies ist bis heute so geblieben. 

Carlos Arruza "El Ciclón"
Am Rande dieser Ermittlungen, stiess ich auf ein anderes Detail im Leben des toreros Arturo Reverte: Eines Tages erschien der maestro zu einer corrida in Málaga und ein aficionados lobte seine schöne traje de luces (grün und gold). Der maestro erwiderte: "Mit einer, gleicher Art und Farbe, hat mich in Madrid ein Stier der ganadería Benjumea erwischt." Die Farbe der traje brachte Reverte wirklich kein Glück, auch an diesem Tag in Málaga, war es ein toro der Saltillos, der ihn erwischte und vier Monate später brachte ihm ein Ibarra de Bayona seine schwerste cornada bei.

Montag, 20. Januar 2014

Wenn Adduktoren das Toreo verhindern




von Collin Ernst


Enrique Ponce sagt alle corridas in Südamerika ab
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Der matador de toros Enrique Ponce hat alle corridas in Venezuela und Columbia abgesagt! Wie schon seit längerer Zeit hat er Probleme mit den Adduktoren. Ich mache mir Sorgen, denn auch mich haben letztendlich diese "Biester" an der Ausübung meines Berufes als Reiterin gehindert. 

Was sind diese Adduktoren? Den schwächsten Teil der vorderen Oberschenkelmuskulatur bilden die Adduktoren. Sie werden beim Heranziehen des Beins, beim Schiessen und bei Richtungswechseln benötigt. In Folge der Überlastung beim Fussball, oder dem toreo (z.B. bei der poncina neigen Adduktoren zur Verkürzung. Wird dieser nicht durch ein spezielles Dehnprogramm entgegengewirkt, so kommt es z. B. bei einem Ausfallschritt (z. B. dem Setzen der banderillas al quiebro), bei dem die ganze Länge des Muskels benötigt wird, zu einer Reizung oder sogar zu einem Einriss. Die Reizungen machen sich an der schwächsten Stelle des Muskels am ehesten bemerkbar, also am Muskelansatz der Sehne. Und diese sitzt bei den Adduktoren am Schambein. Also sind für einen torero diese Dehnungen, wie bei der larga cambiada oder der poncina sehr schmerzhaft. 


Und nicht nur das! Im Moment, wo der Schmerz einsetzt, ist man beinahe inmobil, ausser Stande die schnelle Wendung, oder was auch immer, auszuführen. Das Bein gehorcht quasi Sekunden lang nicht. Sich so einem Stier gegenüber zu stellen ist Selbstmord, oder, wenn man nicht ehrlich torerieren kann, Betrug am Publikum. Und dies ist das Letzte was maestro Ponce tun würde. Er wird sich nun, gewiss mit einem erfahrenen Physiotherapeuten, vorbereiten, auf die Saison in Spanien - immerhin steht er mit Las Ventas in der spanischen Hauptstadt Madrid im Wort und wer den maestro kennt, wird er alles daran setzen, zum rechten Moment fit zu sein. im Moment sieht es so aus das er bis Ende Februar pausiert. Fuerza maestro!

Sonntag, 19. Januar 2014

Wenn Hacker in die Mundo Taurino eindringen



von Ursula Herzog
& Philip de Málaga


An Geschmacklosigkeit kaum noch zu überbieten
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Die Welt des antitaurismo versucht immer neue Wege zu gehen. Dabei spielt eine gewisse Rechtmässigkeit oder gar Legalität kaum mehr eine Rolle. Provozieren ist angesagt. Stören eben wo man kann. Auch hier stehen Beleidigungen, Abwertungen bis hin zur Diskriminierung im Vordergrund. Ob empresarios, ganaderías, plaza de toros, apoderados, Medien die darüber berichten, selbst SfA, alle stehen im Visier der antitaurinischen Angriffe. Sogar vor den toreros wird nicht Halt gemacht. Diesmal hat es den französischen matador de toros Sebastián Castella erwischt, dessen Seite gehackt worden ist:

Ein Mörder zu sein soll Kunst sein?
Da sei doch mal die Überlegung erlaubt, wenn man Menschen so etwas, wie in der obigen Grafik dargestellt, wünscht, wird derjenige dann nicht auch selbst zum Mörder?

Samstag, 18. Januar 2014

Welches Tercio gefällt einem am besten?

Jeder hat da sicherlich seine eigenen Interessen
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von Colin Ernst 


Oft gefragt, welches tercio mir am besten gefällt, kommt man schon ins Grübeln. Was ist schöner…, die suertes der capa von Morante, die Führung der muleta von Ponce?


Mich persönlich beeindruckt das tercio de banderillas. Es verlangt Mut, Körperbeherrschung und gute Kenntnis über den Stier und seine Reaktion. Im Laufen nicht nur den Hörnern auszuweichen, sondern im gleichen Moment zwei Stäbe punktgenau zu platzieren ist schon ein Kunststück an sich. Gehe ich zu einer corrida, freue ich mich immer, wenn die maestros die banderillas selbst setzen. Ihren banderilleros erlauben die wenigsten toreros ein aufwendiges tercio de banderillas. So sieht es für den Zuschauer aus, als wenn man nur auf den Stier zu rennt und diesem die Stäbe in den Rücken rammt. Greift der maestros selbst zu den bunten Stäben, steigt die Spannung in den tendidos. Aus dem einfachen Akt wird ein Kunstwerk. Allein die Präsentation, wie der torero ins ruedo schreitet, sich aufstellt, dreht und wendet wie ein Pfau – Elegant. Mit zierlichen Schritten, wie in einem Ballett längst vergangener Zeiten, tänzelt er auf den heranstürmenden Stier zu. Elegante Drehungen in der Luft, vor den Hörnern, oder ein plötzliches Stehenbleiben, eine Körpertäuschung nach rechts, zack sitzt das par. Ein beeindruckendes Schauspiel, das einem die Haare zu Berge stehen lässt.


Der matador de toros Luis Francisco Epla mit den banderillas
Der für mich beste matador de toros, welcher mit den banderillas triumphiert hat, ist Luis Francisco Espla, heute leider nicht mehr aktiv. Früher gab es sogar corridasa, die mit Absicht ein cartel mit drei torero-banderilleros führten. Paquirri, El Soro, Nimeño II, Victor Mendes und Morenito de Maracay, waren zu ihrer Zeit die Könige der plazas, ihr Part der banderillas war ein wichtiger Bestandteil der corrida. Heute heißen die Helden mit den bunten Stäben Juan Jose Padilla, Antonio Ferrera und El Fandi und sie haben eine große Fangemeinde. Natürlich können die meisten toreros auch banderillas setzen, sogar Meister Morante hat in Ronda gezeigt, dass er exzellent mit ihnen ist. Ich habe verschiedene toreros gefragt, wieso sie keine banderillas setzen… Die meisten sagen, das ihnen dieses tercio am wenigsten gefällt, das es sie nicht erfülle, wie zum Beispiel ein guter capotazo. Ich habe allerdings bei einigen figuritas den Verdacht, dass sie das Risiko scheuen.
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Hinweis:

Gerne möchten wir zu diesem Thema auf die fünf SfA Berichte von Domingo Delgado de la Camara hinweisen, 
mit  einer Übersetzung von Dr. Andreas Krumbein:

Das Tercio de banderillas (1. Teil) SfA Reportage vom 12.12.2013
Das Tercio de banderillas (2. Teil) SfA Reportage vom 13.12.2013
Das Tercio de banderillas (3. Teil) SfA Reportage vom 16.12.2013
Das Tercio de banderillas (4. Teil) SfA Reportage vom 17.12.2013
Das tercio de banderillas (5. Teil) SfA Reportage vom 18.12.2013

Freitag, 17. Januar 2014

Über den Kampf von zwei Lebewesen



von Karl Krolow



Der deutsche Schriftsteller (1915 bis 1991), bekannt durch zahlreiche Auszeichnungen in Sachen Kunst, Kultur und Literaturpreise hat sich ebenfalls dem Thema de tauromaquia genährt.

"Er hat sein professionelles Handwerk verrichtet,
welches keines ist,
vielmehr die kunstvoll hergerichtete Vorstellung
eines Kampfes zweier Lebewesen,
hinter dessen der Schatten 
des Todes lauert."

Donnerstag, 16. Januar 2014

Morante in New York City




von Dominik Sachsenheimer


Amerikaner zeichnen spanischen torero aus
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Am Dienstag, den 14. Januar 2014 zeichnete der New York City Club Taurino den matador Morante de la Puebla mit einer Ehrenmedallie im Rahmen eines festlichen Diners aus. Der maestro kam mitten in der südamerikanischen Saison zwischen seinem mano a mano mit El Juli in Manizales (Kolumbien) und seinem Auftritt in Leon (Mexico) unverhofft auf ein paar Tage Urlaub nach Manhattan.

Die überaus aktive Präsidentin des Clubs Lore Monnig hielt eine kurze Ansprache, Vize-Präsident und aficionado práctico Robert Weldon verlas die schmissige Laudatio, der er eine Homage an den ebenfalls anwesenden apoderado Morantes, den Ex-matador und Spezialisten für “corridas durasAntonio Barrera voranstellte. Morante nahm die Ehrung wie zu erwarten sehr bescheiden und fast schüchtern auf und beschränkte sich statt langer Reden lieber auf das entspannte Plaudern mit den knapp 50 anwesenden Clubmitgliedern.

Der maestro gab sich als grosser Fan des Boxsports zu erkennen und wollte unbedingt wissen, in welchem der vielen New Yorker er am folgenden Tag wohl trainieren könne. Nach kurzer Diskussion zwischen meiner Wenigkeit und diversen anwesender Journalisten von Sports Illustrated und ESPN einigte man sich auf das legendäre “Gleasons”, nur wenige Schritte auf der anderen Seite des East River in Brooklyn (“el Triana de Nueva York”). Hoffe sehr auf Bilder im Netz von diesem Workout, dem ich leider nicht beiwohnen konnte.

SfA-Mitarbeiter Dominik Sachsenheimer
mit dem matador Morante de la Puebla
In den Gesprächen ums Fitnessprogramm fiel mir allerdings einmal mehr auf, dass selbst matadores, die im traje de luces im Vergleich zu ihren Kollegen eher kompakt wirken, im echten Leben neben mir mittelgrossen und mittelalten Mann knapp 20 Kilo nördlich des Weltergewichts erstaunlich zierlich und schlank daher kommen. Nun denn. Generell wurde während des dreistündigen Abendessens außergewöhnlich viel über die körperlichen Aspekte des torero-Berufs gesprochen, vielleicht auch, weil Morantes Qualitäten als bedeutendster torero-Künstler seiner Generation so schwer in Worte zu fassen sind und mithin gesehen, erlebt, gespürt werden müssen statt analysiert. Von dem banderillero José Antonio Jiménez “Lili” lernte ich zum Beispiel über sein Training des “über die Bande Hechtens” und ausserdem, dass die plaza de Las Ventas zu Madrid bei vielen seiner Kollegen nicht nur wegen des zunehmend verblödenden tendido 7 ein unbeliebter Ort sei, sondern vor allem, weil die dort überdurchschnittlich hohe barrera den Fluchtweg erschwert. Ganz anders sähe das in Frankreich aus und im Süden Mexicos, wo die barreras vieler Arenen eher niedrig ausfallen. Interessante Perspektive eines Insiders.

Der angedrohte Boykott der Maestranza durch die matador-Elite wurde nicht weiter diskutiert, bleibt aber hoffentlich nur ein vorübergehender Schreck.

Einmal mehr zeigte der von aficionados aus den USA, Spanien, Holland, Peru, Kolumbien, Deutschland und Haiti besuchte Abend die Strahlkraft der fiesta “inter”-nacional, was auch die Jungs und chicas von mundotoro und burladero erkannten, letztere gar mit Hinweis auf das hiesige Rauchverbot in geschlossenen Räumen:




In diesem Sinne kann man die Lesern von SfA nur immer wieder auffordern, sich bei jeder Gelegenheit zu den Stieren zu bekennen. Viva la fiesta!