Mittwoch, 18. Dezember 2013

Es geht voran!





von Philip de Málaga


Morgen präsentiert der Minister für Kultur 
den nationalen Plan für die Tauromachie
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Morgen um 9:30 Uhr wird der Minister für Kultur José Ignacio Wert in der Nationalen Bibliothek von Spanien den neuen strategischen Plan PENTAURO für die Förderung und Erhaltung der tauromaquia präsentieren. Begleitet wird er dabei von dem matador de toros Enrique Ponce und dem Präsidenten der Unión der Criadores de Toros de Lidia, Carlos Nuñez. Man darf gespannt darauf sein, welche neuen Ideen und Konzepte sie zu verkünden haben.

Das Tercio de Banderillas und sein Zweck (5. Teil)

von Domingo Delgado de la Cámara eingeleitet und übersetzt von Tristan Wood entnommen aus La DivisaClub Taurino of LondonNumber 168 - January/February 2006, S. 29-33: The Tercio de Banderillas and Its Purpose

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Übersetzung von Dr. Andreas Krumbein


Die letzte Generation von subalternos, die gut mit dem capote kämpfen konnte, war die von Chaves Flores und Tito de San Bernardo, und es ist über 25 Jahre her, dass sie aufhörten aufzutreten. Seit dieser Zeit ist eine absurde brega zur Norm geworden, eine die den Stier dem matador nicht zur Schau stellt und die voller Mängel ist. Diese brega, die sich durchgesetzt hat und die damit verbunden ist, dass man ständig rückwärts geht, so dass der Stier niemals passiert wird, ein toreo, der immer bei mittlerer Höhe und ohne die Hände zu senken ausgeführt wird, und ständige Bewegung ohne mit dem Stier zu einem Halt zu kommen sind sowohl schlecht als auch kontraproduktiv. Mit dieser Art der brega wird das Ziel, dem matador und den Zuschauern die Qualitäten des Stiers zur Schau zu stellen, nicht erreicht; so geschieht es, dass alle Stiere gleich erscheinen. Da der Stier sich dauernd in Bewegung befindet, aber nie am Tuch vorbeiläuft, kann man die Länge seines Angriffs nicht bemessen. Da die Hände nie gesenkt werden, ist es unmöglich die Fähigkeit des Stiers zum Senken seines Kopfes zu sehen. Natürlich wirkt sich all dies gegen den toreo aus, denn der Stier gewöhnt sich daran seinen Angriff abzukürzen und seinen Kopf hochzuhalten. Wie ich zuvor sagte, kann ich nicht verstehen, warum die Stiere von heute nicht lernen, wo ihnen doch sogar Aramäisch beigebracht wird.
Diese brega, bei der man rückwärts geht, die Hände hoch haltend, könnte mit schwachen Stieren gerechtfertigt werden, mit Tieren um die man sich kümmern muss, doch es ist völlig unangemessen mit kraftvollen Stieren oder Tieren, die Schwierigkeiten machen. Dennoch wird heutzutage allen Typen von Stieren dieselbe Medizin verschrieben.
Aber es gibt eine andere brega, eine die auf genau den gegenteiligen Voraussetzungen zu derjenigen, die heute praktiziert wird, beruht. Man geht nicht rückwärts, man sollte vielmehr vorwärts gehen, wobei man den Stier lehrt sich zu bewegen, anstatt ihn zu verschleißen. Wenn der toro denjenigen Punkt erreicht, an dem er in den Bereich des bregador gelangt, sollte der Mann stillstehen, die Hand so weit wie möglich senken und dem capotazo so viel Länge geben wie es ihm möglich ist. Auf diese Weise zeigt er dem Matador die Länge des Angriffs des Stiers und dessen Fähigkeit den Kopf zu senken. Mit einem Paar gut ausgeführter Capa-Pases an jedem Horn ist der toro erschlossen. Es ist sehr wichtig die Hand zu senken, so dass man den Stier daran gewöhnt seinen Kopf herunterzunehmen und dem Tuch bis zum Ende zu folgen. Und der Stier sollte nicht fallen, denn wenn der peón ein Gefühl für temple hat und die capa nicht mit plötzlichem Rucken bewegt, wird sogar ein toro mit geringer Kraft auf seinen Füßen bleiben.
Sicherlich ist es wichtig die capotazo zu beschränken und die geringst mögliche Anzahl auszuführen; ein guter peón wird nur einen oder zwei Pases mit der capa benötigen, um den Stier dorthin zu bekommen, wo er ihn haben will. Aber wenn ein peón sich entscheidet einen capa-pase auszuführen, sollte er niedrig sein und er sollte ihn ganz durchziehen, so dass der matador die Qualitäten des Stiers sehen kann und der Stier sich daran gewöhnt gut anzugreifen. Ein einziger gut gegebener capotazo ist viel besser als 40 Halb-capotazo, mit den Händen oben und diesen kleinen Rückwärtsfahrten: Obwohl man das letztere heutzutage häufig sieht, bewirkt es lediglich, dass der toro lernt Abstände zu bemessen - weite Abstände, wenn niemand mit dem Tier das tun will, was man 'torear' nennt. Wenn man den Stier in einem bestimmten Terrain dulden muss, sollte er sich selbst platzieren, dort wo er auf den peón fixiert ist; man sollte sich nicht auf ihn zu bewegen und, wenn er selbst vorwärts kommt, einen vollen capotazo ausführen, anstatt einen hochgezogenen Halb-capotazo, bei dem man rückwärts läuft. Das Ziel sollte immer sein, den Stier dazu zu bringen, seinen Kopf zu senken, und ihn vorwärts zu führen - aber alles, was heutzutage gelehrt wird, ist den Kopf hoch zu tragen und seinen Angriff abzukürzen.
Domingo Ortega
Wäre die heutige Art des Stierkampfes zu Domingo Ortegas Zeit gezeigt worden, hätte er seine gesamte cuadrilla 'rausgeschmissen. Es ist nun einmal so, dass stillzustehen und die Hand zu senken, Gefahr mit sich bringt; den toro jedoch nie zu passieren, lässt den furchtsamen Subalterno ruhig bleiben. Die Apostel der neuen Brega sind nicht berühmt für ihre Tapferkeit.
Wenn mir Leute erzählen, dass ein bestimmter subalterno es gut gemacht habe, sage ich immer dasselbe: "Lasst uns sehen, ob er, wenn im zweiten tercio ein Stier zum Stehen kommt, in der Lage ist, ihm nahe zu kommen und ihm seine capa vor die Schnauze zu halten." Sehr wenige sind dazu fähig - fast alle bleiben einen Meter entfernt und stampfen mit dem Fuß auf, was wirklich nur mit sehr wenig Tapferkeit verbunden ist.
Und dann muss man den Stier im tercio auch noch dazu bringen stillzustehen. Warum? Warum setzen sie die banderillas nicht dort, wo der Stier zum Stehen kommt, und warum sparen sie auf diese Weise nicht die Ausführung von capotazos und beschleunigen den Kampf? Der Grund ist, dass diejenigen, die die Stöcke in den Händen halten, fast nie Vertrauen in ihre Fähigkeiten als banderilleros haben.
Joselito "El Gallo"
Um capotazos zu vermeiden und das zweite tercio zu einer herrlichen, aber kurzen Zeit zu machen, wobei man sicherstellt, dass der Stier so wenig wie möglich lernt, ist es eine logische Folgerung, dass man die banderillas in jedem Bereich zu setzen hat. Überall dort, wo der Stier halt macht, sollte der banderillero darauf vorbereitet sein seiner Aufgabe nachzukommen. Dies würde eine Menge Arbeit mit der capa sparen, denn es ist nicht nötig den Stier zum tercio zu bringen; der Mann, der die brega ausführt, würde seine Beteiligung darauf beschränken, dem banderillero in Gefahrenmomenten zu Hilfe zu sein, wobei er den Stier vom Mann wegführt. Nicht nur die Arbeit mit der capa wird missbraucht, wenn die subalternos die banderillas setzen, sondern auch wenn matadores es tun - es gibt immer einen peón, der den Stier hierhin oder dorthin schiebt. In diesem Fall ist es für den Stier nicht nötig sich immer im tercio zu befinden, denn der matador sollte fähig sein auch in anderen Bereichen die banderillas zu setzen. Ungeachtet dessen verlassen sich dennoch die heutigen Matadores, die die banderillas setzen, zu sehr auf den subalternos, der den toro dorthin bringt, wo er ihn haben will. Dies ergibt kein gutes Bild der Fähigkeiten des matadores als banderillero, denn, wie schon Corrochano sagte, als er Joselito el Gallo rühmte, ist der beste banderillero derjenige, der den peón am wenigsten braucht - jemand, der in der Lage ist, mit dem Stier in allen Bereichen der plaza mit dem Stier zusammenzutreffen. Der letzte matador, der fähig ist ohne Hilfe der capa auch nur eines einzigen peón die banderillas zu setzen, ist Luis Francisco Esplá.
Die Schlussfolgerung, zu der man nach all dem gelangt, ist, dass es im zweiten tercio einen starken Missbrauch der Arbeit mit der capa gibt. Jeder akzeptiert heutzutage, dass der Stier, der die banderillas von den subalternos erhält, im tercio zum Stehen gebracht werden sollte, sogar obwohl dies der lidia in keiner Weise hilft und es nur getan wird, weil der banderillero sich in diesem Bereich am sichersten fühlt. Sei's drum. Aber lasst uns wenigstens versuchen, das zweite tercio mit so wenig capotazos wie möglich hinter uns zu bringen, und wenn sie ausgeführt werden, lasst es gute pases sein.

Wie kann ein Züchter die Zeiten der Krise überleben?

Wie der maestro César Rincón die Zukunft der ganaderías sieht
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von Colin Ernst 



(Foto: mundotoro)
Eine interessante Meinung präsentierte der maestro César Rincón, ehemaliger torero und heute ganadero. Nicht nur, das César Rincón, als ehemaliger Startorero die Szene und die toros kennt, er hat auch ganaderías auf beiden Kontinenten. In Spanien und in Südamerika. Hüben wie drüben, läuft das Geschäft schlecht für die Züchter und die plazas lassen sich nur schwer füllen. Aber der maestro ist ein Mensch, der sich in Krisenzeiten Gedanken um den Fortbestand der reses bravas macht. Besonders, da er sich bewusst ist, das einige, wertvolle Blutlinien dem Untergang geweiht sind. Und er stellt die These auf, das grade diese, in der Zukunft gebraucht werden, um das Blut aufzufrischen. Was kann man also tun? Wie in der Pferdezucht, gibt es künstliche Befruchtung, mit tiefgefrorenem Samen. Muss heute ein Züchter seine camada sehr reduzieren, könnte man das Erbgut über längere Zeit aufbewahren, um es zu späterem Zeitpunkt einzusetzen. Für Blutlinien, die vom Aussterben bedroht sind, eine, wenn auch kostspielige Lösung. Aber besser, als der Verlust des Ganzen. Mit offenen Augen betrachtet, ersetzt das die ganaderías voller Leben? Wie sollen aficionados gewonnen werden, mit Stieren, die nur noch auf Wohlgefallen gezüchtet werden? In den letzten Jahrzehnten ist der toro bravo schon genug herunter gezüchtet worden, drei varas hält heute kaum noch ein Stier durch, zu viele muletazos auch nicht. Dabei sind die züchterischen Erkenntnisse doch schon viel fortgeschrittener, als noch vor dreißig Jahren. Fütterung und Haltung, tierärztliche Versorgung und Auflagen wurden verbessert und der toro selbst. In sofern begrüße ich die Initiative Rincóns, wie ich sie mir wünsche, denn ich möchte den toro bravo in seiner pureza erhalten, keine Klone von Designerstieren.