Sonntag, 10. November 2013

Samueles - eine Stierzucht

Warum eine Stierzucht bei den toreros populär ist oder auch nicht
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von Colin Ernst


Auf diese ganadería bin ich aufmerksam geworden, durch einen Beitrag des Taurokritikers Paco Mora in dem Magazin Aplausos. Seine Worte über die Zucht der Samueles waren für mich mehr als hart. Toros wie die von Samuel Flores wolle heute keiner mehr haben, der ganadero könne sie zum Metzger bringen. Ich hatte immer noch die 500 Coquilla Rinder vor Augen, welche dieses Jahr den Gang zum matadero angetreten sind. Wie kann man als aficionado und Fachmann so etwas sagen? Also begab ich mich auf Spurensuche.

1882 kaufte der ganadero Eduardo Ybarra einen Teil der bekannten Murube Zucht, aus der Linie Vistahermosa. Diese toros waren nicht besonders groß oder schwergewichtig, aber sehr beständig im tercio de varas. Gut zwanzig Jahre später verkaufte er die Hälfte der „Ybarras“ an die ganadería Parladé. 1926 teilte man diese, so gezogenen Rinder in vier Teile auf, Don Ernesto Blanco, sein Sohn Manuel, Rafael Claiak de Salamanca und die Hermanos Samuel, jeder bekam sein Lote. Augustine Flores konservierte die Linie der Ybarreños. Wert legte man auf einen toro, mit viel Gesicht, langen, weißen Hörnern und viel trapio. Das äußere Erscheinungsbild zeigt einen mittelschweren Stier mit kurzen Beinen, langem Hals, wie geschaffen für das toreo. Sein Charakter wird als noble beschrieben, mit genügend Format, um sich von Anfang an bei der lidia zu steigern, de menos a más, wie man sagt. 1968 übernahm Samuel Flores die ganadería  mit 22 Jahren einer der jüngsten Züchter in diesem Geschäft. In den 40ger bis 60ger Jahren triumphierte die ganadería mit Nachkommen des toros No.34, bzw. seinem Sohn Naviero. Viele toreros suchten sich diese Zucht für ihre alternativas, oder confirmación aus. 1944 Dominguín, 1963 El Cordobés, 1966 El Viti in Sevilla…, die Liste lässt sich erweitern. 1990 bestückten die „Samueles“ die beste corrida in Las Ventas, César Rincón verliess ein Jahr später die Monumental de Madrid durch die puerta grande, Dank dieser toros
Der matador der toros Enrique Ponce mit einem toro der ganadería Samueles (Foto: mundotoro)
1996 kam es zu einem spannenden Duell zwischen Joselito und Ponce, die corrida der sechs quites, mit toros der ganadería Samuel Flores. 1999 bei der feria in Dax, Frankreich bescherten die Samueles den toreros elf orejas und einen rabo. In Madrid sind diese Stiere gern gesehen, Madrid verlangt pitones, Hörner, auf das sich die toreros nicht verstecken können. Maestros wie Enrique Ponce verdanken dieser Zucht viele ihrer Erfolge, ebenso wie Antonio Ordoñez, Damasco Gonzales oder Paco Camino. Dieser Züchter war auch einer der ersten, die den Samen eines ihrer Deckstiere, Alucena, tiefgefrieren ließ, um nach seinem Tod, 2007, die Kühe künstlich zu besamen. 

Bei der neuen Generation der toreros ist diese ganadería nicht mehr so beliebt. Allein die ausladenden Hörner… Es gibt immer weniger toreros die bereit sind, ihre Kunst dem trapio eines Stieres zu opfern. Trapio und Hörner wie Fahrradlenker sind noch unbeliebter. Der Nachwuchs schaut auf die Künstlertoreros und vergisst, das sich genau diese, Beispiel maestro Ponce, jeder encaste, jedem Stier gestellt haben, mit Erfolg. Ich denke, das die Kunst in die falsche Richtung weist. Zuviel Schönheit, zu wenig Wahrheit, vor allem zu wenig Kenntnis der Stierzuchten im Allgemeinen. Die großen maestros haben alle viel im campo trainiert, viel Zeit dort verbracht, um den Stier zu verstehen, ihn zu lesen. Heute haben nur wenige Schüler der tauromaquia die Gelegenheit und die Weitsicht, diesen Weg zu gehen. Dies wird langfristig zum Absterben vieler Äste des fragilen Stammbaums der toros führen. Grade die ganaderías welche eine Reinzucht führen, haben oft gesundheitliche Probleme und Flauten, die mehrere Jahre dauern, bis sich die Blutlinie wieder erholt hat und neue, frische, gute Stiere hervor bringt. Somit mein Appell an die ganaderos  nicht auf zu geben, Blutlinien zu erhalten, auch wenn sie grade nicht „Mode“ sind. Und an die toreros: Ein guter Stier hat keine Farbe und kein Brandzeichen, er ist einfach nur ein toro bravo.